APA - Austria Presse Agentur

Feministische Kampfansage: Volksoper zeigt "Lustige Weiber"

Die Waffen einer Frau - das sind zum Beispiel Witz und Schabernack. Ein gelungener Scherz auf Kosten eines mächtigen Mannes hat in repressiven Zeiten schon das Zeug zur Revolution.

Regisseurin Nina Spijkers inszeniert Otto Nicolais Operettenposse "Die lustigen Weiber von Windsor" an der Wiener Volksoper mit Würstchen und Weiberpower als feministische Kampfansage. Am Samstagabend feierte die handwerklich reizend herausgeputzte Produktion Premiere.

Der Shakespeare-Stoff über den trinksüchtigen Ritter Falstaff und die "Merry Wives of Windsor" ist mehr als 400 Jahre alt, die Nicolai-Komposition stammt aus dem Revolutionsjahr 1848. Spijkers, die auch den Text durchwegs angepasst und zugespitzt hat, verlegt ihre Weiber ins Jahr 1918 - und gibt dem Stück damit politischen Anstrich. Das Ende des Adels und einer der ersten Höhepunkte der Frauenbewegung bilden die Blaupause für die Handlung.

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Falstaff (Martin Winkler mit hoher Komödiantenkunst) stellt gleich zwei Frauen nach, nämlich den Nachbarinnen Frau Fluth (Anett Fritsch) und Frau Reich (Stephanie Maitland) - eine Frivolität, die die beiden gut gelaunten Damen nicht nur mit einem fiesen Scherz zu ahnden wissen, sondern dabei auch - augenzwinkernd, aber nicht weniger ernsthaft - gegen ihre eigenen Männer aufbegehren. Insbesondere gegen den rasend eifersüchtigen Fluth (Daniel Schmutzhard), den man mit beiläufiger Eleganz zu öffentlicher Lächerlichkeit verurteilt.

Wo aber die arrivierten Damen belieben, zu schmähen, macht die nächste Generation bereits Ernst: Tochter Anna (Lauren Urquhart) lässt sich von den Eltern nicht den Mann vorschreiben und hat bei dem "Wahlrecht"-Transparent, an dem sie und ihre als Männer verkleideten Konspiratorinnen das ganze Stück über arbeiten, wohl weit mehr als nur die Wahl des Ehemannes im Blick. Ganz nebenbei verheiratet sie dabei die von den Eltern gewünschten Freier kurzerhand: miteinander.

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Derber Slapstick und klischeestrotzende Figuren

Von der frauenrechtlichen Nostalgiestunde einmal abgesehen, die man auch dick aufgetragen finden kann, sind diese "Weiber" wirklich lustig. Denn in dem zauberhaften Bühnenbild von Rae Smith sind Komik und Theaterlust schon inkludiert und - wie alles an dieser Deutung - stets unverbissen selbstreferenziell. Es gibt derben Slapstick und klischeestrotzende Figuren und dabei immer einen ebenso fröhlichen Text zwischen den Zeilen. Denn die gesellschaftspolitische Deutung, wenn auch ins feministische Kindheitsjahr 1918 transferiert, ist durchaus erwachsen geworden.

Reife Leistungen auch musikalisch: Ben Glassberg leitet das Volksopernorchester und lässt dabei beschwingte, klar konturierte Italianita hören, die der liederlich-handgemachten Bühne einen Hauch große Oper verleiht - nicht zuletzt mithilfe von Anett Fritsch und Lauren Urquhart, die für schöne Arienmomente sorgen.

Hard Facts:

  • "Die lustigen Weiber von Windsor" von Otto Nicolai
  • Regie: Nina Spijkers
  • Musikalische Leitung: Ben Glassberg
  • Bühne: Rae Smith
  • Mit Stephanie Maitland, Anett Fritsch, Martin Winkler, Aaron Pendleton, Daniel Schmutzhard, Lauren Urquhart, JunHoYou
  • Nächste Vorstellungen: 15., 19., 25., 28., 30. Mai. Wiener Volksoper. www.volksoper.at)