APA - Austria Presse Agentur

Finanzielle Vorsorge gewinnt in der Pandemie an Bedeutung

In der Coronapandemie hat die Bedeutung der finanziellen Vorsorge bei den Österreicherinnen und Österreichern zugenommen. "Die Österreicher sehen hier in der Zukunft, dass Handlungsbedarf gegeben ist", sagte der Vorstand der Wiener Städtischen Versicherung, Manfred Bartalszky. Als wichtigste Vorsorgethemen werden Gesundheit und das Aufbauen von Reserven für Krisenfälle gesehen. Dafür wird pro Monat nun deutlich mehr Geld zurückgelegt als in den Vorjahren.

Das geht aus einer gemeinsam mit der Erste Bank in Auftrag gegebenen Umfrage hervor. Durchgeführt wurde die am Mittwoch präsentierte Studie vom Marktforschungsinstitut IMAS. Es wurden 1.000 Personen in Österreich im November 2021 befragt.

Die Grundstimmung in der Bevölkerung sei auch am Ende des zweiten Pandemiejahres eher getrübt, sagte IMAS-Studienautor Paul Eiselsberg. Aufgrund der "Dauerschleife Corona" herrsche eine "sehr skeptische, sehr gedämpfte, sehr sorgenvolle Grundstimmung" vor. Damit bleibe das kurzfristige Stimmungsbild zum Vorjahr relativ konstant.

Mittelfristig, also für die kommenden zwei bis drei Jahre, sei die Zuversicht etwas größer. Ein Hoffnungsschimmer sei zudem, dass die Grundstimmung sehr volatil sei und sich mit Veränderungen in der Corona-Situation auch wieder verändern könne, zum Beispiel wenn die Infektionszahlen wieder weniger werden, so Eiselsberg. Wirtschaftlich glaube allerdings rund jeder Zweite (52 Prozent), dass sich die Lage eher verschlechtern als verbessern werde. Dabei seien Frauen, Jüngere sowie Menschen mit einem niedrigeren Bildungsabschluss tendenziell skeptischer.

Vor diesem Hintergrund nehme jedoch die finanzielle Vorsorge für viele eine wichtigere Rolle ein, insofern habe die Pandemie hier einen positiven Effekt gehabt, sagte Bartalszky. Für 89 Prozent der Befragten sei das Thema sehr bzw. eher wichtig, das sei der höchste Wert der bei der Umfrage seit 2017 erzielt wurde. Die wichtigsten Vorsorgethemen sind vor allem Gesundheit (68 Prozent), der Aufbau von Reserven für Krisenfälle (68 Prozent) sowie die Pension (64 Prozent).

Pro Monat legen die Österreicherinnen und Österreicher im Schnitt 226 Euro für Vorsorge zurück. Der Betrag ist im Vergleich zu den vergangenen Jahren deutlich angestiegen, im Vorjahr 2020 waren es 161 Euro und 2019 waren es 120 Euro. Männer (277 Euro) legten 2021 durchschnittlich mehr zurück als Frauen (173 Euro). Man sehe, "dass die Pandemie ein Umdenken bei den Menschen gebracht hat, dass sie mehr zur Seite legen wollen", so der Versicherungs-Vorstand Bartalszky.

Die Politik habe diesem Bedürfnis bei der letzten Steuerreform aber leider nicht Rechnung getragen, sagte Bartalszky. Aus der Branche sei unter anderem eine Steuerentlastung oder -befreiung für Pensionsvorsorge und für nachhaltige Anlagen gefordert worden. Zudem wäre eine Reform der staatlich geförderten Zukunftsvorsorge sowie der betrieblichen Vorsorge wünschenswert. Den Forderungen wurde allerdings nicht nachgekommen, sie seien von anderen politischen Themen überschattet worden. Aber: "Die Hoffnung stirbt zuletzt, dass hier entsprechende Maßnahmen gesetzt werden," so der Versicherungs-Vorstand.

Der beste Zeitpunkt für den Beginn mit finanzieller Vorsorge sei jedenfalls "so früh wie möglich", sagte Erste-Bank-Chefin Gerda Holzinger-Burgstaller. Auch knapp jeder zweite Befragte (47 Prozent) sieht das so. "Wenn finanzielle Vorsorge möglich ist, gibt es keinen guten Grund für ein Hinausschieben." Auch Personen mit kleinen Gehältern rät die Bankchefin ganz klar zur Vorsorge. "Dieser Irrglaube, das kann man nur wenn man sehr große Beträge zur Verfügung hat, ist einer, der sich nicht bewahrheitet." Ab 50 Euro pro Monat könne man jedenfalls beginnen vorzusorgen.