APA - Austria Presse Agentur

Mehr als 133 Tote bei Flutkatstrophe in Deutschland

Nach der Unwetterkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sind bisher 133 Todesopfer gemeldet worden.

Zahlreiche Menschen werden noch vermisst. Die Lage in den betroffenen Regionen blieb auch am Samstagvormittag überwiegend angespannt; mancherorts begann das Wasser leicht zurückzugehen. Zu Mittag besuchten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und NRW-Ministerpräsident und CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet den schwer getroffenen Ort Erftstadt.

Steinmeier rief zu Solidarität und Spenden für die Opfer auf. "Vielen Menschen hier in den Regionen ist nichts geblieben außer ihrer Hoffnung. Und diese Hoffnung dürfen wir nicht enttäuschen", sagte das deutsche Staatsoberhaupt nach Gesprächen mit Rettungskräften im nordrhein-westfälischen Erftstadt.

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Mehr als 600 Menschen verletzt

Der Ruf nach Hilfe aus allen Teilen der Region sei "groß und drängend". "Aber den großen Verlust haben diejenigen zu tragen, die Angehörige verloren haben in den Fluten", sagte Steinmeier weiter. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bezeichnete das Hochwasser bei dem Erftstadt-Besuch mit Steinmeier als "Jahrhundertkatastrophe". Land und Kommunen könnten die Folgen der Flut nicht alleine stemmen.

Der NRW-Regierungschef und Unions-Kanzlerkandidat versprach Direkthilfe für die betroffenen Menschen und sagte zu, es werde "sehr unbürokratisch Geld ausgezahlt". Danach werde man zusammen mit dem Bund "strukturell" den Städten helfen müssen, den Wiederaufbau zu bewerkstelligen. Am Sonntag wird auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der schwer verwüsteten Region in Rheinland-Pfalz erwartet.

Wie die Polizei Koblenz Samstagfrüh bekanntgab, erhöhte sich die Todeszahl im Zusammenhang mit der Hochwasserkatastrophe im Raum Ahrweiler "leider auf über 90". Weitere Tote seien zu befürchten. Die Zahl der Verletzten stieg demnach auf mehr als 600.

Die Gesamtzahl der bestätigten Todesopfer in NRW lag bis Samstagmittag bei 43. Viele Menschen werden noch vermisst. Die genaue Zahl ist unklar, da die Behörden sich mit genauen Angaben zurückhielten. Oft können Menschen ihre Angehörigen nicht erreichen, weil Telefonleitungen und Mobilfunknetz noch unterbrochen sind.

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Nationaler Trauertag am Dienstag

Im nordrhein-westfälischen Kreis Heinsberg war am Abend ein Damm der Rur im Wassenberger Stadtteil Ophoven gebrochen. Ophoven wurde noch in der Nacht evakuiert. Inzwischen stagnierten die Pegelstände, teilte die Stadt am Samstagmorgen mit.

An der zwischenzeitlich von Geröll verstopften Steinbachtalsperre in der Nähe von Euskirchen entspannte sich die Lage leicht. Wie die Bezirksregierung Köln am Freitagabend twitterte, konnte der Grundablass geöffnet werden. Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) pumpten am Samstag weiter Wasser ab.

Der Höchststand des Rheins wurde in Köln erreicht; das Wasser gehe leicht zurück, sagte Jens Bergemann vom THW am Samstag dem Fernsehsender "Welt". Auch der Norden der niederländischen Provinz Limburg meldete laut dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk am Mittag, dass ein Höchststand der Maas erreicht sei. Die Region erwarte, dass das Wasser etwa 36 Stunden lang so hoch stehen werde.

Auch Belgien wurde von den Unwettern hart getroffen. Bis Samstagvormittag wurden 24 Tote bestätigt, das Krisenzentrum erwartet, dass diese Zahl noch steigen wird. Regierungschef Alexander De Croo rief für Dienstag einen nationalen Trauertag aus.

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In den überfluteten Orten bot sich ein Bild der Zerstörung. Im nordrhein-westfälischen Erftstadt, wo die über die Ufer getretene Erft zahlreiche Häuser unterspült und zum Einsturz gebracht hatte, sprach Bürgermeisterin Carolin Weitzel im Deutschlandfunk von einem "verheerenden" Ausmaß. Die Bundeswehr barg auf der völlig überfluteten B256 Autos und suchte nach möglichen Opfern.

Durch die Überschwemmungen wurden zahlreiche Straßen und Bahnstrecken unbefahrbar gemacht. Die Deutsche Bahn erwartet, dass es am Wochenende weiter zu Ausfällen und Verspätungen kommt. Einige Strecken am Rhein seien derzeit nicht oder nur eingeschränkt befahrbar, teilte die Bahn mit.