Frankreich: Mann ließ Ehefrau jahrelang vergewaltigen
Die Ermittler schilderten am Mittwoch vor Gericht, wie sie diese in jahrelangen Recherchen identifizierten. "Feuerwehrmann Chris", "Motorradfahrer" oder "schwarzer David" hießen etwa die Unterordner, in denen sich die Aufnahmen fanden. Die Ermittler identifizierten insgesamt 200 Vergewaltigungen der Frau zwischen 2011 und 2020. Die meisten beging ihr Ehemann, in 92 Fällen waren es andere Männer. Mit Hilfe von Telefonrechnungen und Gesichtserkennung durch Künstliche Intelligenz kamen die Ermittler auf insgesamt 74 Männer, die die Frau mutmaßlich ohne deren Wissen missbraucht hatten.
Von denen konnten zunächst 54 formell identifiziert werden, die dann in mehreren Festnahmewellen in die Fänge der Polizei gerieten. Einer ist mittlerweile verstorben, gegen zwei andere wurden die Vorwürfe fallen gelassen.
Nun müssen sich neben dem Hauptangeklagten 50 weitere Männer vor Gericht verantworten und riskieren Haftstrafen von bis zu 20 Jahren. Sie sind zwischen 26 und 74 Jahre alt und haben nach Ansicht von psychologischen Experten bei den Vergewaltigungen der bewusstlosen Frau Allmachtsphantasien ausgelebt.
Die Ermittler betonten vor Gericht, dass die Männer erst in das Haus kamen, als die Frau bereits betäubt war. Dies widerspricht den Aussagen einiger Angeklagter, die bei ihrer Vernehmung angaben, dass es sich lediglich um erotische Spiele eines sexuell unkonventionellen Paares gehandelt habe.
Der Fall war aufgeflogen, nachdem der Mann ins Visier der Justiz geraten war, weil er in einem Einkaufszentrum Frauen unter den Rock gefilmt hatte. Die Ermittler stießen bei Durchsuchungen dann auf die zahlreichen Fotos und Videos, die den Missbrauch seiner offenbar bewusstlosen Frau durch andere Männer zeigten.
Der Angeklagte hatte die Vergewaltigung seiner Frau offen in Internetforen angeboten. "Du bist wie ich, Du magst den Vergewaltigungsmodus", schrieb er einem der interessierten Männer. Anderen erklärte er, dass er auf diese Weise sexuelle Praktiken ausüben könne, die seine Frau ihm sonst verweigern würde.
Der Beschuldigte verlangte kein Geld von den Männern, machte aber Fotos und Videos von den Akten und beteiligte sich auch selber an den Vergewaltigungen, an die seine Frau keinerlei Erinnerung hat.
Der Prozess gegen ihn und 50 Mitangeklagte hatte am Montag in Avignon begonnen und soll bis zum 20. Dezember dauern. Als Nebenkläger treten auch zwei Söhne und die Tochter des Paares auf, das sich seit Bekanntwerden der Vorfälle im Scheidungsprozess befindet. Am Vortag hatte die Tochter weinend den Gerichtssaal verlassen, als der Vorsitzende Richter schilderte, dass der Beschuldigte auch Nacktfotos seiner eigenen Tochter gespeichert hatte.
Die Angeklagten müssen sich unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs von widerstandsunfähigen Menschen verantworten. Der Prozess belebt in Frankreich die Debatte über den Umgang mit mutmaßlichen Vergewaltigungen nach dem Verabreichen sogenannter K.o.-Tropfen - die sich häufig nur schwer nachweisen lassen.
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