APA - Austria Presse Agentur

Frankreich übernimmt EU-Ratspräsidentschaft

Frankreich hat am 1. Jänner für ein halbes Jahr die EU-Ratspräsidentschaft übernommen.

"Das Jahr 2022 muss ein Wendepunkt für Europa sein", sagte Präsident Emmanuel Macron in seiner Silvesteransprache am Freitagabend. Der EU werde vorgeworfen, "gespalten, unfähig zu gemeinsamen Projekten und auf dem Weg in die geschichtliche Irrelevanz zu sein", sagte er. Doch die Corona-Krise habe gezeigt, dass die Gemeinschaft nicht nur nützlich, sondern auch "eine Quelle der Hoffnung" sei.

Frankreich übernimmt den EU-Ratsvorsitz von Slowenien, bevor es zur Jahreshälfte den Staffelstab an Tschechien übergibt. Anlässlich des Beginns der französischen Ratspräsidentschaft wurden in der Silvesternacht der Elysée-Palast und der Eiffelturm im Blau der EU-Flagge angestrahlt.

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Macrons Leitmotiv für die Ratspräsidentschaft ist die "europäische Souveränität" mit Fokus auf Themen wie Grenzschutz, Verteidigung und Klimawandel. Beobachter gehen davon aus, dass der Präsident auch seine Wiederwahl bei der Präsidentschaftswahl im April im Blick hat.

Der französische Staatschef strebt unter anderem eine Überarbeitung der Budgetregeln, eine Reform des Schengen-Raums und eine stärkere Regulierung der großen Internetkonzerne an. Außerdem will Macron die CO2-Grenzausgleichssteuer vorantreiben, um Wettbewerbsnachteile für europäische Unternehmen zu verhindern, die unter strengeren Umweltauflagen produzieren.

Die vorgeschlagene Abschaffung der Binnengrenzen in der EU bei gemeinsamem Schutz der Außengrenzen - wie die Eurozone mit einem Präsidenten und regelmäßigen Foren zu organisieren, begrüßt Österreich. Schengen könne aber "immer nur dann funktionieren, wenn wir tatsächlich einen starken und funktionierenden Außengrenzschutz haben", hatte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) beim EU-Gipfel Mitte Dezember betont. In einem APA-Interview äußerte sich Nehammer außerdem lobend über den französischen Präsidenten. "Wir sehen, dass Macron sehr leidenschaftlich Politik führt, ein klarer Befürworter der Union ist."

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock sicherte der französischen Regierung in einem AFP-Interview bereits im Voraus die volle Unterstützung Deutschlands zu. "Unsere französischen Freunde können sich vom ersten bis zum letzten Tag auf unsere Unterstützung verlassen, um in der EU die richtigen Weichen zu stellen", sagte Baerbock. Sie nannte explizit den gemeinsamen Einsatz "für eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung, im Kampf gegen die Klimakrise, bei der Digitalisierung und für ein souveräneres Europa in der Welt".

Deutschland übernahm zum Jahreswechsel für ein Jahr turnusgemäß die Präsidentschaft der G7-Gruppe wichtiger Industriestaaten. "Wir werden unsere G7-Präsidentschaft nutzen, damit dieser Staaten-Kreis zum Vorreiter wird", sagte der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner im Fernsehen ausgestrahlten Neujahrsansprache. "Zum Vorreiter für klimaneutrales Wirtschaften und eine gerechte Welt."

Den G7 gehören noch die USA, Frankreich, Italien, Großbritannien, Japan und Kanada an. Zudem ist die EU bei allen Treffen vertreten. Im Juni soll auch der jährliche G7-Gipfel in Deutschland stattfinden und zwar nach 2015 zum zweiten Mal in Schloss Elmau in den bayerischen Alpen.