Frauen forderten am ihnen gewidmeten Tag mehr Rechte

Auch in patriarchalischen Staaten gingen Frauen auf die Straße
Anlässlich des Internationalen Frauentags haben Frauen auf der ganzen Welt am Sonntag mehr Rechte gefordert. Ungeachtet der Ängste vor einer Ausbreitung des Coronavirus beteiligten sich in Asien Tausende Menschen an Demonstrationen zum Frauentag. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres beklagte eine "gewaltige Ungleichheit der Geschlechter in Politik und Wirtschaft".

Im ultrakonservativen Pakistan gab es in mehreren Städten Kundgebungen zum Internationalen Frauentag - und auch Gegendemonstrationen. In der Hauptstadt Islamabad forderten rund tausend Frauen und auch einige Männer gleiche Rechte für die Geschlechter. "Frauen in Pakistan werden als Eigentum ihres Mannes angesehen", kritisierte Teilnehmerin Tahira Maryum. "Es ist nichts Anstößiges daran, seine Rechte einzufordern."

Die Demonstrantinnen wurden nur durch eine Polizeikette von der Gegenkundgebung getrennt. Bei dieser hielten in Burka gekleidete Frauen Schilder wie "Anti-Feminist" und "Unser Körper, Allahs Wille" in die Höhe. Ein AFP-Reporter sah, wie Männer mit Steinen und Stöcken auf die Frauentags-Demonstrantinnen warfen.

Zu Ausschreitungen kam es auch bei einer Demonstration gegen Gewalt gegen Frauen in Kirgistan. Maskierte Männer mit traditionellen Kopfbedeckungen attackierten die Teilnehmerinnen in Bischkek, bewarfen sie mit Eiern und entrissen ihnen die Plakate. Die Polizei nahm mehrere Dutzend Frauen fest.

In Europa war die Beteiligung an Demonstrationen vielerorts geringer als in den Vorjahren. Viele Frauenrechtsgruppen organisierten unter den Hashtags #FemaleStrike und #38InternationalWomensDay Internet-Kampagnen statt Straßenmärsche. In Paris stürmten Femen-Aktivistinnen mit blankem Oberkörper auf den Place de la Concorde, zugleich wurde in Frankreich über Polizeigewalt gegen eine Frauen-Demonstration am Vorabend gestritten.

In Asien wurden die Frauentags-Demonstrationen massiv von der Angst vor dem neuartigen Coronavirus überschattet. Demonstranten in Bangkok forderten angesichts dutzender Infektionsfälle in Thailand einen besseren Arbeitsschutz und mehr Rechte für Frauen. In China, wo die Coronavirus-Epidemie ihren Ausgang nahm, hoben Staatsmedien den Einsatz von weiblichem medizinischen Personal im Kampf gegen das Virus hervor.

In Südkorea, das mit mehr als 7.000 nachgewiesenen Coronavirus-Fällen der größte Infektionsherd außerhalb Chinas ist, wurden mehrere geplante Veranstaltungen zum Frauentag abgesagt. "Auch wenn wir nicht physisch zusammen sein können, ist unser Bewusstsein für Geschlechtergerechtigkeit stärker als je zuvor", sagte die südkoreanische Gleichstellungsministerin in einer Videobotschaft.

In Indien wurde wegen der Coronavirus-Epidemie ein geplanter Frauen-Marathon abgesagt. Anlässlich des Weltfrauentags überließ Premierminister Narendra Modi jedoch seine Konten in den Online-Diensten prominenten Frauen.

Die Demonstration in der philippinischen Hauptstadt Manila richtete sich auch gegen Präsident Rodrigo Duterte, dem immer wieder Frauenfeindlichkeit vorgeworfen wird. Demonstranten verbrannten eine riesige Puppe, die Duterte darstellte. In der indonesischen Hauptstadt Jakarta forderten Demonstrantinnen Gesetze gegen sexuelle Gewalt.

UNO-Generalsekretär Guterres bezeichnete die mangelnde Gleichstellung in vielen Bereichen als "die überwältigende Ungerechtigkeit unserer Zeit und die größte Herausforderung für die Menschenrechte". Das 21. Jahrhundert müsse das "Jahrhundert der Gleichstellung von Frauen sein", forderte Guterres in einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung". Er kritisierte auch den täglichen Sexismus, dem Frauen ausgesetzt seien.

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