APA - Austria Presse Agentur

Freie Wirtschaftsverbände üben Kritik an Hilfsmaßnahmen

Freie Wirtschaftsverbände, darunter die Hoteliervereinigung, der Handelsverband, der Gewerbeverein, der Senat der Wirtschaft sowie das Forum EPU, üben Kritik an den Hilfsmaßnahmen der Regierung. Eine Befragung unter 650 Betrieben habe ergeben, dass die Maßnahmen nicht ankommen. Umsätze und Investitionen würden aber stark einbrechen. Die Verbände fordern u.a. das Vorziehen der Steuerreform.

Ein Drittel der befragten Unternehmen findet demnach, dass die Maßnahmen der Regierung nicht helfen. Ein Viertel gab an, sie würden nur helfen, wenn das Geld endlich kommen würde. Ein weiteres Viertel meinte, die Maßnahmen würden "etwas helfen".

Die Bewertung sei damit fast konträr zur Bewertung durch die Regierung und die Wirtschaftskammer ausgefallen, sagte Stephan Blahut, Generalsekretär des Gewerbevereins, am Mittwoch. Die Wirtschaftskammer räumte ein, dass manche Hilfsprogramme zu Beginn zu kompliziert gestaltet wurden und die Umsetzung zu lange gedauert hat. "Durch unser beharrliches Drängen wird laufend sinnvoll nachgebessert. Jetzt geht es darum, dass die Hilfsmaßnahmen raschestmöglich bei den Betrieben ankommen", sagte WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf in einer schriftlichen Stellungnahme zur APA.

Im Mittel wurde der bisherige Umsatzrückgang, der auf das Coronavirus zurückzuführen ist, mit 498.000 Euro beziffert, das ist ein Rückgang um 73 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für das Gesamtjahr 2020 wird ein Umsatzrückgang von 44 Prozent erwartet. Auch das Investitionsvolumen wird heuer sowie im Jahr 2021 drastisch einbrechen.

Hotels verzeichneten bisher einen Umsatzrückgang um 929.000 Euro, fahren die Investitionen heuer um durchschnittlich 784.000 Euro zurück und nächstes Jahr um 950.000 Euro. "Nach Lehman hat es 10 Jahre gedauert, bis wir die Umsatzrückgänge aufgeholt haben - und das war nichts gegen Corona", so Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung.

Die Händler rechnen heuer mit Umsatzeinbußen von durchschnittlich einem Drittel. Ein-Personen-Unternehmen (EPU) trifft die Krise besonders hart. Der bisherige Umsatzrückgang wird mit 80 Prozent angegeben, für das gesamte Jahr 2020 rechnen die Kleinstunternehmen mit einem Rückgang um 50 Prozent.

Die Verbände fordern das Vorziehen der Steuerreform und die Zufuhr von Eigenkapital. Zudem müssten Unternehmer, aber auch die Kammern und der Staat Reserven locker machen. "Wir gehen davon aus, dass auch die Wirtschaftskammern ihre Rücklagen zugunsten der hart betroffenen Unternehmen zurückgeben sollten. 1,4 Mrd. Euro an Kammerrücklagen von den Unternehmen sind genau für derartige Krisenfälle für Unternehmen da." Die Wirtschaftskammer räumt hier ein, dass durch die krisenbedingte Rezession auch die Einnahmen der Kammer stark einbrechen. "Diese Mindereinnahmen und die Stundungen der Kammerbeiträge lassen die Rücklagen deutlich dahinschmelzen. Wir unterstützen unsere Betriebe bis an die Grenze unserer Leistungsfähigkeit auch aus den eigenen finanziellen Mitteln", so Kopf. Man müsse aber zwischen Sach- und Finanzanlagen unterscheiden. Außerdem dürfen nicht übersehen werden, dass manche Rücklagen mit gesetzlichen Bindungen versehen seien, sagte Kopf.

Zur Ankurbelung des Konsums stellt sich der Handelsverband einen Scheck in Höhe von 500 Euro vor, den alle Personen mit Hauptwohnsitz Österreich und einem Jahreseinkommen unter 11.000 Euro bekommen sollen.