APA - Austria Presse Agentur

Freund bei Suizid geholfen - Prozess in Linz

Weil er einem Freund bei dessen Suizidversuch geholfen und ihn schließlich mit einem Polster erstickt haben soll, muss sich am 3. Mai ein 36-Jähriger wegen Mitwirkung am Selbstmord und Tötung auf Verlangen vor einem Schöffensenat in Linz verantworten. Dem Angeklagten drohen sechs Monate bis fünf Jahre Haft. Der Entscheid des Verfassungsgerichtshofes vom Dezember, wonach Beihilfe zum Suizid nicht mehr strafbar ist, hat auf diesen Fall laut Staatsanwaltschaft keine Auswirkung.

Der Beschuldigte und das spätere Opfer litten beide unter psychischen Problemen. Sie lernten einander während eines Spitalsaufenthalts im Linzer Neuromedcampus kennen und freundeten sich an. Anfang September 2020 bat der 29-Jährige den 36-Jährigen laut Anklage, ihm bestimmte Tabletten zu besorgen, weil er Suizid begehen wolle, und gab ihm das nötige Geld dafür. Einige Zeit später - er war gerade nach einem heftigen Streit von seiner Freundin verlassen worden - ersuchte er den 36-Jährigen, ihm weitere Tabletten zu holen, weil er nicht sicher sei, ob die bisher gekaufte Menge auch wirklich tödlich ist.

Die beiden sollen auch genau besprochen haben, wie der Suizid ablaufen solle: Laut Anklage vereinbarten sie, dass der 36-Jährige seinem Freund beisteht, dann die Wohnung verlässt und später zurückkehrt, um den Toten aufzufinden. Weil der Sterbewillige aber nach der Einnahme der 80 Tabletten Krämpfe bekam, röchelte und stundenlang in einem lethargischen Zustand dalag, soll ihm der Beschuldigte schließlich einen Polster und eine Decke drei bis vier Minuten aufs Gesicht gedrückt haben. Dadurch erstickte der 29-Jährige.