Führende Rabbiner verurteilen Provokation auf dem Tempelberg

Besuch von Polizeiminister Ben-Gvir auch in Israel umstritten
Ranghohe Rabbiner in Israel haben in einer ungewöhnlichen Botschaft an die arabische Welt den provokativen Besuch des rechtsextremen Polizeiministers Itamar Ben-Gvir auf dem Tempelberg verurteilt. In einem Video mit arabischen Untertiteln sprachen sich fünf jüdische Gelehrte grundsätzlich gegen den Besuch von Juden auf der Anlage in Jerusalem aus.

"Seht diese Minister nicht als Repräsentanten des israelischen Volkes an", sagte Yitzhak Josef, bis vor Kurzem Oberrabbiner in Israel, an die "Länder der Welt" gerichtet. "Sie repräsentieren das Volk Israel nicht", sagte er. Die meisten Juden besuchten den Tempelberg nicht, erklärte er. "Bitte setzt euch für eine Beruhigung der Gemüter ein", lautete seine Botschaft. "Wir glauben alle an einen Gott, wollen Frieden zwischen den Völkern. Wir dürfen es dem radikalen Rand nicht erlauben, uns anzuführen."

Ben-Gvir hatte bei seinem Besuch auf dem Tempelberg am Dienstag gefordert, dort jüdisches Gebet zuzulassen. In einem vor Ort gedrehten und auf der Plattform X veröffentlichten Video sprach er sich zudem erneut gegen Verhandlungen mit der Hamas über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg sowie die Freilassung der noch im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln aus. Auf Videos war außerdem zu sehen, wie zahlreiche jüdische Gläubige sich im Gebet auf dem Tempelberg auf den Boden legten.

Der Tempelberg (Al-Haram al-Sharif) mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Auf der Anhöhe stand bis zur Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 der Jerusalemer Tempel, das Zentralheiligtum des Judentums. Er gilt in der jüdischen Religion bis heute als der heiligste Ort. Der Tempelberg in der Jerusalemer Altstadt steht unter muslimischer Verwaltung, während Israel für die Sicherheit zuständig ist. Laut einer Vereinbarung mit den muslimischen Behörden dürfen Juden die Anlage besuchen, dort aber nicht beten. Dagegen gibt es jedoch immer wieder Verstöße.

Deutschland und die USA hatten den Besuch von Ben-Gvir auf dem Tempelberg als Provokation verurteilt. Man erwarte von der israelischen Regierung, gerade in der aktuell angespannten Lage, solche Aktionen zu unterbinden, hieß es aus dem deutschen Auswärtigen Amt. Aus dem österreichischen Außenministerium gab es keine Stellungnahme.

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