APA - Austria Presse Agentur

Für Krimi-Autor Aichner gibt es "Grenzen des Schreibbaren"

Der Tiroler Bestseller-Autor Bernhard Aichner, im nicht gerade für Zimperlichkeit und Gewaltfreiheit bekannten Krimi-Genre verhaftet, sieht in seinen Büchern auch eine "Haltung der Mitmenschlichkeit" angelegt. Trotz "Schonungslosigkeit" hinsichtlich seiner Themenwahl gebe es für ihn zudem "Grenzen des Schreibbaren", betonte er im APA-Interview.

Prostitution, Kindersoldaten, Gewalt an Kindern und Frauen. Das sind beispielsweise Inhalte, die in seinen letzten Krimis aufs Tapet gebracht wurden. "Dennoch formuliere ich nicht alles bis in das letzte Detail aus", strich Aichner heraus. Ausführlich beschriebene "Gewaltorgien" werde es bei ihm definitiv, auch aus "moralischer Verantwortung", nicht geben, erklärte der gebürtige Osttiroler, dessen neuer Bronski-Krimi "Brennweite" Ende März erscheinen wird.

Diese Haltung zu Gewalt und dass seine Bücher bisher immer alle ein "Happy End" gehabt hätten führt laut Aichner nicht zuletzt dazu, dass er "Menschlichkeit in seine Bücher einschreibt". Er wolle zudem, auch mit dem als literarisch zu verstehenden Mittel der Aussparung und der Leerstellen, das "Denken der Leser anregen" und diese dazu bringen, "hinzusehen und hinzuhören". "Meine Leser dürfen die Themen gewissermaßen fertigdenken, wodurch diese bei ihnen weiterwirken können", führte Aichner aus, dessen "Totenfrau" im November als Netflix-Serie zu sehen sein wird.

Wichtig bei alldem ist ihm aber, dass etwaige politische Haltungen "vor allem in meinen Büchern" angelegt sind. Man werde aktuell ohnehin ständig von "Meinungen überflutet", weshalb er sich mit eigenen politischen Ansichten oder Kommentaren in der Öffentlichkeit sehr zurückhalte. "Ich glaube nicht, dass es jemanden interessiert, was ich von der österreichischen Bundesregierung halte", nannte der 50-Jährige ein Beispiel für ein Thema, zu dem er öffentlich lieber schweigt.

Er sei nämlich nicht zuletzt auch ein "Dienstleister an seinen Lesern, der unterhalten will", konstatierte Aichner. "Gut möglich, dass diese Haltung von meinem Zweitberuf als Fotograf kommt, bei dem ich mich ja auch fragen muss, wie ich mein Talent und meine Dienstleistung verkaufe", meinte er. "Ich möchte vor allem auch gute Geschichte erzählen, die meine Leser vom Hocker reißen", fügte er hinzu.

Eine klare Meinung zum Ukraine-Krieg hat Aichner aber dennoch: "Jeder vernünftige Mensch lehnt diesen Krieg ab. Es gibt keine Worte für diesen Überfall auf ein freies Land, keine Rechtfertigung dafür, mit Waffengewalt, Angst und Schrecken zu verbreiten". Er hoffe sehr, dass "die Vernunft siegt und der Frieden, für den unsere Großeltern und Eltern gekämpft haben, sehr bald wiederhergestellt wird", so Aichner. Dass das, was in der Ukraine geschieht überhaupt möglich sei, "schockiert mich zutiefst".

(Das Gespräch führte Markus Stegmayr/APA)

(S E R V I C E - Bernhard Aichner: "Brennweite. Ein Bronski Krimi", btb, Paperback, 352 Seiten, 17,50 Euro, ISBN: 978-3-442-75918-7. Erscheint am 21. März.)