APA - Austria Presse Agentur

Für Sebastian Koch trifft "Euer Ehren" den "Nerv der Zeit"

Sebastian Koch ("Das Leben der Anderen") gehört zu den deutschen Schauspielstars, der auch mit Ausflügen nach Hollywood ("Stirb langsam - Ein guter Tag zum Sterben" oder "The Danish Girl") erfolgreich war. Ab 9. April ist der 59-Jährige nun im Dreiteiler "Euer Ehren" in der Rolle eines gewissenhaften Richters zu sehen, der von seinen Prinzipien abweicht, um seinen eigenen Sohn zu retten. An Kochs Seiten spielen unter anderen Tobias Moretti, Ursula Strauss und Paula Beer.

"Euer Ehren" ist dabei das deutsch-österreichische Remake der israelischen Thrillerserie "Kvodo", die auch bereits in den USA unter dem Titel "Your Honor" mit Bryan Cranston in der Titelrolle neu aufgelegt wurde. Aus diesem Anlass verriet Sebastian Koch, wie weit er als Elternteil bereit wäre zu gehen, warum er selbst nie Richter werden wollte und was ihn an Innsbruck reizt.

APA: Sie haben einmal gesagt, dass Sie sich die Rollen aussuchen, von denen Sie glauben, dass sie erzählt werden müssen. Wieso entschieden Sie sich für die Rolle von Michael Jacobi?

Sebastian Koch: Mir geht es vornehmlich um die Geschichten. Der Produzent rief mich damals aus Paris an und pitchte mir in nur vier Minuten die Handlung einer israelischen Serie, und sagte, er wolle das nur mit mir machen, ich müsse mich aber sofort entscheiden. Ich fand die Grundstruktur so spannend, dass ich direkt zugesagt habe. Sie trifft einen Nerv unserer Zeit. Ein mit allen Werten der Gesellschaft ausgestatteter Richter unterwandert aus Liebe zu seinem Sohn und aus Sorge um dessen Leben nach und nach seine eigenen Grundsätze und Werte. Er muss sich verhalten in einer Situation, die eigentlich ausweglos ist.

APA: Wie weit würden Sie selbst als Elternteil gehen, um Ihr eigenes Kind zu retten?

Koch: Das ist sehr hypothetisch. Ich glaube, das kann man im Vorfeld nicht beantworten. Jeder, der Kinder hat, würde doch alles tun, um das eigene Kind zu schützen. Aber würde man sich in die Kugel werfen? Ich hoffe es. Mit Sicherheit sagen kann man das sicherlich nicht. Auch der Richter reagiert nur intuitiv, seine erste Lüge ist spontan und nicht geplant. Damit tritt er eine unglaubliche Lawine los.

APA: Wären Sie in einem anderem Leben Richter geworden?

Koch: Niemals. Ich glaube ich bin dafür eher nicht geeignet. Der Beruf des Richters erlaubt wenig Emotion. Alles definiert sich über Gesetze und Paragrafen. Schon allein die Sprache der Jurisprudenz war mir nie geheuer.

APA: Fällt es Ihnen leichter gute oder böse Rollen zu spielen?

Koch: Das Schöne an unserer Geschichte ist, dass Gut und Böse nicht deutlich zu trennen sind. Man folgt diesem Richter, auch auf seinen Abwegen. Man begleitet ihn, wenn auch zögerlich, bis zum Ende. Dass er das alles für sein Kind tut, lässt einen als Zuschauer empathisch bleiben, immer aber mit einem unguten Gefühl. Das ist eine sehr spannende Zwickmühle.

APA: Hatten Sie beim Dreh auch ein wenig Zeit für die österreichische Umgebung?

Koch: Kaum, was ich sehr schade fand. Wir haben inmitten eines Lockdowns gedreht. Das oberste Gebot war daher, sich streng an alle Hygienevorschriften zu halten, um das Team zu schützen, aber auch, um das Projekt nicht zu gefährden. Nach Drehende gab es also bedauerlicherweise wenig Wien und wenig Innsbruck. Ich habe aber schon zuvor einige Mal in Österreich gearbeitet und komme auch privat immer wieder gerne her.

APA: Da "Euer Ehren" als Koproduktion entstanden ist, abschließend die Frage: Merken Sie große Unterschiede zwischen deutschsprachigen Drehsets?

Koch: Nein, eigentlich nicht. In Österreich ist der Umgang am Set immer sehr herzlich und warm. Man merkt, dass die Österreicher gerne und gut leben! Innsbruck als Drehort war großartig, umringt von den Bergen, die im Zusammenhang mit dieser Geschichte sehr bedrohlich wirken - das hatte eine besondere Kraft. Morgens, wenn dann die Sonne über den Bergen aufging, offenbarte die Stadt ihre ganze Schönheit.

(Die Fragen stelle Vincent Leyerer/APA)