APA - Austria Presse Agentur

Fürsten von Liechtenstein zeigen ihre Bronzekunst in Wien

Es ist ein Abschied mit Ewigkeitswert: Johann Kräftner sagt der Fürstlichen Sammlung Liechtenstein nach 20 Jahren als Direktor adieu und übergibt am 1. April an Stephan Koja. Sein Abschiedsgruß ist die Ausstellung "Gegossen für die Ewigkeit" im Wiener Gartenpalais, die ab Mittwoch ein Schlaglicht auf die Bronze-Bestände der Fürsten wirft und vor allem den Epochenumbruch von der Renaissance zum Barock spannend dokumentiert. Bis 31. März ist die Schau gratis zu sehen.

Damit setzt man das im Vorjahr eingeführte Format "März im Palais" fort, bei dem im betreffenden Monat themenspezifische Sonderschauen locken. 24.000 Besucherinnen und Besucher konnte man 2022 begrüßen, und auch in der Nach-Kräftner-Ära dürfte die neue Schiene erhalten bleiben. "Ich glaube schon, dass wir das Format fortsetzen werden", zeigte sich am Dienstag bei der Präsentation Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein überzeugt und zollte zugleich dem scheidenden Direktor seinen Respekt, der in 20 Jahren Tätigkeit alleine 30 Ausstellungen in 20 Ländern zu verantworten gehabt habe.

Für die seine Amtszeit beschließende Schau hat Johann Kräftner nun noch einmal die Bestände geplündert. "Ich bin wirklich auf einen Raubzug gegangen", so Kräftner mit Augenzwinkern. Vermutlich stehe im Schloss von Vaduz derzeit keine einzige Bronze.

Entsprechend eindrucksvoll sind die Bestände, die sich nun im Untergeschoß des Schlosses am Wiener Alsergrund versammeln. Gezeigt wird besonders die Loslösung des Barocks von der antikenbegeisterten Renaissance hin zur Expressivität der Bewegung.

Die Werke zeigen dabei in ihrer Vielgestalt die Entwicklung von der Antikenkopie, in der Massimiliano Soldani-Benzi ein Meister war, hin zur Eigenkreation von Meistern wie Adrian de Fries. "In seiner Modellierung hat er eine Kraft, die ihn in den Barock hineinschwemmt", zeigte sich Kräftner beeindruckt von den manieristischen Aspekten im Œuvre des Meisters. Dessen "Christus im Elend" stand 1607 überhaupt am Beginn der fürstlichen Sammlertätigkeit. "Damals hat die Fürstenfamilie Blut geleckt", so Kräftner.

Leihgaben aus dem KHM und anderen Institutionen erweitern die Schau, nicht zuletzt zeitlich. Denn während sich in der Liechtenstein-Sammlung kein Bronzewerk aus dem 13. Jahrhundert findet, stammt das Adlerpult aus dem Hildesheimer Dom genau aus dieser Zeit, entstand die Arbeit doch um 1230.

Man habe in den 20 Jahren seiner Direktion den Bestand aufgearbeitet, aber auch immer wieder ergänzt, hielt Kräftner aus gegebenem Anlass einen kleinen Rückblick auf seine Tätigkeit. "Mehr als eintausend Objekte sind in dieser Zeit erworben worden." Am Ende des Prozesses seien die Fürstlichen Sammlungen heute sicherlich die bedeutendste Privatsammlung der Welt.

Da kann man es sich durchaus leisten, mit den Bronzen auch ein auf den ersten Blick sperriges Thema näher zu beleuchten. "Bronze ist ein Medium, das die Menschheit lange begleitet hat", unterstrich der Sammlungsdirektor. Und gerade in Wien hätten die Menschen - wenn vielleicht auch unbewusst - ein enges Verhältnis zum Klang der Bronze. So ertönt doch zu Neujahr stets die Pummerin. Gegossen aus Bronze.

(S E R V I C E - "Gegossen für die Ewigkeit. Die Bronzen der Fürsten von Liechtenstein" von 1. bis 31. März von 11 bis 19 Uhr im Gartenpalais Liechtenstein, Fürstengasse 1, 1090 Wien. Dazu erscheinen ein Katalog, hrsg. von Johann Kräftner, Brandstätter Verlag 2023, 360 Seiten, 38 Euro. www.liechtensteincollections.at)