APA - Austria Presse Agentur

Ganz Italien wird zur roten Zone

Für Italien beginnt die Weihnachtszeit als rote Zone. Die letzten Einkäufe sind erledigt, seit Donnerstagfrüh gilt im Land die höchste Stufe der Corona-Maßnahmen.

Geschäfte und Lokale sind geschlossen. Nur dringend notwendige Besorgungen wie Lebensmittel- oder Apothekeneinkäufe sind erlaubt. Die Reisefreiheit ist stark beschränkt. Bis zum 6. Jänner ist es untersagt, die eigene Kommune zu verlassen - ausgenommen sind Dörfer mit weniger als 5.000 Einwohnern.

Pro Tag ist ein einmaliger Besuch jeweils zweier Personen bei Verwandten oder Freunden in der eigenen Wohngemeinde erlaubt. Kinder unter 14 Jahren oder Personen mit Behinderung können zusätzlich mitgenommen werden. Ausnahmen von den Regeln sollen de facto nur aus beruflichen oder gesundheitlichen Gründen möglich sein. Religiöse Feste sind bis 22.00 Uhr gestattet.

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Wer bis zum 15. Jänner aus dem Ausland nach Italien einreist, muss sich in 14-tägige Quarantäne begeben. Inwieweit Versammlungsverbote in Privatwohnungen eingehalten werden, wollen die Behörden nicht kontrollieren, da diese verfassungsrechtlich besonders geschützt sind. Gleichwohl appellierte die Regierung an die Menschen, die verschärften Regeln einzuhalten.

Der harte Lockdown soll vom 28. bis 30. Dezember sowie am 4. Jänner etwas gelockert werden. An diesen Tagen wird ganz Italien zur "orangen Zone", der zweithöchsten Stufe der Einschränkungen. Dann sollen Geschäfte kurzzeitig öffnen können und die Fortbewegung innerhalb der jeweiligen Städte oder Gemeinden ohne Angabe von Gründen möglich sein.

Italien bereitet sich indes auf die große Impfkampagne vor, die am kommenden Sonntag beginnt. Lkw mit Impfstoffen des US-Pharmakonzerns Pfizer/Biontech sind von Belgien in Richtung Italien unterwegs. Sie sollen von der Grenze in Richtung Rom von Fahrzeugen der italienischen Sicherheitskräfte eskortiert werden. Das Innenministerium in Rom warnte vor der Gefahr von Überfällen auf Impfstofftransporte. Die Kriminalität könnte versuchen, Impfdosen zu stehlen, um sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen.

Die römische Krankenpflegerin Claudia Alivernini, die in dem auf Infektionskrankheiten spezialisierten Krankenhaus "Spallanzani" beschäftigt ist, ist die erste Italienerin, die gegen das Coronavirus geimpft werden soll. "Es ist eine Geste der Liebe den Mitmenschen gegenüber, sich impfen zu lassen", sagte die 29-jährige Alivernini im Interview mit italienischen TV-Kanälen. Zwei Ärzte und eine Forscherin des Krankenhauses werden dann bei der Impfung folgen.

Der italienische Regierungschef Giuseppe Conte bekräftigte, dass sein Kabinett keine Impfpflicht einführen werde. "In Italien gilt das Prinzip der Selbstbestimmung, jede Behandlung muss auf freiwilliger Basis erfolgen. Sollten wir feststellen, dass sich die Bevölkerung nicht impfen lassen will, wird dies ein Problem sein, mit dem wir uns auseinandersetzen werden. Wir denken jedoch nicht, dass dies der Fall sein wird", meinte der Premier. Bis April sollten laut seinen Schätzungen 15 Millionen Italiener geimpft worden sein.

Am Mittwoch wurden 553 Personen gemeldet, die am oder mit dem Covid-19 gestorben sind. Damit wurde die Schwelle von 70.000 Todesopfern seit Beginn der Pandemie überschritten. Die Zahl der Neuinfizierten in 24 Stunden lag bei 14.522.