APA - Austria Presse Agentur

Geburtstag auf EU-Gipfel: Geschenke und Ellenbogen-Begrüßung

Beim Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel wurden am Freitag nicht nur Streitigkeiten, sondern auch zahlreiche Geschenke ausgetauscht - wegen der Corona-Pandemie mit gebührendem Abstand. Die EU-Spitzen gratulierten der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel zu ihrem 66. Geburtstag, Portugals Regierungschef Antonio Costa wurde am ersten Gipfeltag 59 Jahre alt.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron überreichte Merkel mehrere Flaschen Burgunder-Weißwein. Von Bulgariens Regierungschef Bojko Borissow erhielt sie ein silbernes Fläschchen bulgarisches Rosenwasser und der belgische EU-Ratspräsident Charles Michel schenkte der Kanzlerin Schokolade aus seinem Heimatland.

Merkel bedachte Costa mit einem Faksimile eines Stadtplans der indischen Stadt Goa aus dem 17. Jahrhundert, aus der Costas Vorfahren stammten. Dazu gab es noch einen Katalog einer Ausstellung des Deutschen Historischen Museums über portugiesische Seefahrer. Costa wiederum reiste mit Geschenken gleich für alle 26 Kollegen an: Die Staats- und Regierungschefs sowie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident Michel erhielten ein personalisiertes Set an Designer-Schutzmasken gegen das neuartige Corona-Virus.

Luxemburgs Regierungschef Xavier Bettel hatte neben Präsenten für Merkel und Costa auch eines für die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen dabei, die am Mittwoch geheiratet hatte. Die drei durften sich jeweils über eine Flasche luxemburgischen Schaumwein freuen. Bettel selbst hielte es aber für das schönste Geschenk, wenn es beim Gipfel eine Einigung zum nächsten mehrjährigen EU-Budget und dem Corona-Hilfsplan gäbe, sagte eine Sprecherin des Regierungschefs.

Bei ihrem ersten persönlichen Gipfeltreffen seit Beginn der Pandemie trugen die Staats- und Regierungschefs bei der Begrüßung allesamt Maske. Der übliche Handschlag oder auch ein Küsschen auf die Wange wichen dem Ellenbogencheck. Auch Merkel nutzte diese Art der Begrüßung. Ihren Kollegen Borissow wies sie bei dieser Gelegenheit darauf hin, dass seine Maske nicht die Nase bedeckte.

Die Chefs der Visegrad-Staaten Polen, Ungarn, Tschechien und der Slowakei allerdings setzten sich bei einem Vortreffen über die Hygieneregeln hinweg. Auf den Fotos waren sie ohne Maske zu sehen. Tschechiens Regierungschef Andrej Babis ließ sich sogar beim herzlichen Händedruck mit seinem polnischen Kollegen Mateusz Morawiecki und Ungarns Viktor Orban ablichten.

Die EU-Staats- und Regierungschefs beraten am Freitag in Brüssel über den nächsten EU-Finanzrahmen und einen mit 750 Milliarden Euro dotierten Aufbaufonds zur Bewältigung der Coronakrise. Während der Gespräche werden die Chefs die Schutzmasken nicht brauchen. Die Verhandlungen finden im größten Saal des Brüsseler Ratsgebäudes statt, der normalerweise für EU-Afrika-Gipfeltreffen mit viel mehr Teilnehmern genutzt wird. Um noch mehr Platz und Abstand zu schaffen, durften Merkel und ihre Kollegen jeweils nur fünf Berater mitbringen. Normalerweise bestehen die Delegationen der Staats- und Regierungschefs oft aus mehr als 20 Personen.

Eine Einigung an diesem Wochenende gilt angesichts großer Differenzen als unwahrscheinlich. Luxemburgs Regierungschef Xavier Bettel ist auch für ein längeres Treffen gewappnet. "Das kann zwei Tage gehen oder drei. Womöglich kommen wir hier am Montag oder Dienstag raus", sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Er sei nach jahrelanger Gipfelerfahrung jedenfalls auf jede Variante vorbereitet, nachdem ihm bei früheren Treffen schon mal die saubere Wäsche ausgegangen sei.