APA - Austria Presse Agentur

In Potočari findet die Gedenkfeier für weitere 33 Opfer des Srebrenica-Genozids statt

In der Gedenkstätte in Potocari sind zum 24. Jahrestag des Massakers von Srebrenica am Donnerstag weitere 33 im vergangenen Jahr identifizierte Opfer beigesetzt worden.

Das jüngste Opfer war im Sommer 1995 erst 16 Jahre alt, das Älteste 82. Wie in früheren Jahren wohnten der Gedenkfeier auch heuer Tausende Menschen bei. Es sei eine gemeinsame Pflicht aller, sich an Srebrenica als einen der finstersten Augenblicke der Menschheit in der modernen europäischen Geschichte Europas zu erinnern, teilten die EU-Außenpolitikbeauftragte Federica Mogherini und der EU-Nachbarschaftskommissar Johannes Hahn in einer gemeinsamen Aussendung zum Jahrestag mit. Es gebe keinen Platz für aufflammende Rhetorik, für Leugnung, für Revisionismus oder die Glorifizierung von Kriegsverbrechern. Die Versuche, die Geschichte in Bosnien-Herzegowina oder anderswo neu zu schreiben, seien unannehmbar, unterstrichen sie.

Der Hohe Bosnien-Beauftragte Valentin Inzko bekräftigte andererseits seine "absolute" Entschlossenheit, sich im gesamtstaatlichen Parlament für ein Gesetz gegen die Leugnung von Völkermord stark zu machen. Im kommenden Jahr, zum 25. Jahrestag des Völkermordes, werde Bosnien-Herzegowina mit Gewissheit ein solches Gesetz haben, zeigte sich Inzko gegenüber dem regionalen TV-Sender N1 überzeugt.

Für die wiederholte Leugnung des Völkermordes von Srebrenica ist unter anderem auch Milorad Dodik, der aktuelle Vorsitzende der dreiköpfigen bosnischen Staatsführung, bekannt. Auch Belgrader Spitzenpolitiker sprechen seit Jahren nur vom "schrecklichen Verbrechen", allerdings nie von Völkermord. Dabei war das Srebrenica-Massaker vom Internationalen Gerichtshof 2007 als Völkermord anerkannt worden.

Über 1.000 Vermisste

In der Gedenkstätte in Potocari wurden bisher 6.610 Massaker-Opfer beigesetzt, weitere 234 in familiären Grabstätten anderswo in Bosnien. Im Identifikationszentrum von Tuzla befinden sich derzeit noch 140 identifizierte Srebrenica-Opfer. Ihre Familien gaben bisher nicht die Zustimmung für ihre Beerdigung in Potocari, weil die Leichen nicht vollständig sind. Mehr als 1.000 frühere Einwohner von Srebrenica gelten weiterhin als vermisst. Die Europäische Union hat die Suche nach Vermissten in Bosnien-Herzegowina nach Angaben des EU-Vertreters in Sarajevo, Lars-Gunnar Wigemark, bisher mit elf Millionen Euro finanziert und will sie finanziell auch in Zukunft unterstützen.

Im Juli 1995 hatten serbische Einheiten unter General Ratko Mladic die UNO-Schutzzone Srebrenica überrannt und dann etwa 8.000 muslimische Buben und Männer brutal ermordet. Deren Leichen wurden nach Kriegsende in mehr als 80 Massengräbern entdeckt. Einzelne Leichenteile wurden nach Angaben der staatlichen Vermisstenkommission an 536 verschiedenen Stellen entdeckt.

Der 11. Juli wird im größeren bosnischen Landesteil, der Bosniakisch-Kroatischen Föderation, als Trauertag begangen, allerdings nicht in der Republika Srpska, zu der Srebrenica seit dem Kriegsende gehört.

Für das Srebrenica-Massaker wurden vor dem UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen in Ex-Jugoslawien (ICTY), dem für Kriegsverbrechen in Sarajevo zuständigen Gericht Bosnien-Herzegowinas, sowie vor Gerichten in Serbien und Kroatien insgesamt 47 Personen zu mehr als 700 Jahren Haft verurteilt. Das Haager Gericht verhängte auch vier lebenslange Haftstrafen, von denen die für den ehemaligen Militärchef der bosnischen Serben Mladic, noch immer nicht rechtskräftig ist.