APA - Austria Presse Agentur

Gefangene laut Amnesty in Coronakrise weltweit vergessen

Gefangene auf der ganzen Welt sind während der Covid-19-Pandemie vergessen worden. Dies geht aus einem Bericht von Amnesty International hervor, der am Donnerstag veröffentlicht wurde.

"Das Versäumnis, die Gesundheit von Menschen in Haft zu priorisieren und sie in Impfplänen zu berücksichtigen, könnte katastrophale Folgen für die Gefangenen, ihre Familien und das öffentliche Gesundheitssystem haben", hieß es in einer Aussendung. Während derzeit weltweit Strategien und Pläne zur Verteilung von Impfstoffen Gestalt annehmen, schweigen viele Regierungen demnach über ihre Pläne, besonders gefährdete Gefangene zu impfen. Amnesty forderte daher im Zuge der Kampagne "Eine faire Dosis", dass die Millionen von Menschen, die derzeit in überfüllten Zellen leben müssen, in nationale Impfprogramme einbezogen werden.

"Gefängnisse gehören zu den am stärksten gefährdeten Einrichtungen für Covid-19-Ausbrüche. Wir dürfen das Recht auf Gesundheit der Menschen in Gefängnissen nicht länger vernachlässigen! Der Mangel an Klarheit über Impfpläne, Richtlinien und die Behandlung von Inhaftierten ist ein dringendes, globales Problem", sagte Netsanet Belay, Direktor für Recherche und Advocacy bei Amnesty International.

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Weltweit sind Amnesty zufolge mehr als elf Millionen Menschen inhaftiert. Das volle Ausmaß der Corona-Infektionen und der damit verbundenen Todesfälle in Gefängnissen sei schwer einzuschätzen, "da Regierungen es versäumt haben, aktuelle und verlässliche Informationen öffentlich zur Verfügung zu stellen". Die verfügbaren Daten zeigten jedoch besorgniserregende Muster von Covid-19-Infektionen in Gefängnissen auf der ganzen Welt.

Die Recherchen von Amnesty belegen der Aussendung zufolge, dass Gefängnisse in vielen Ländern der Welt zu "Brutstätten der Krankheit" werden können: Viele Insassen haben Schwierigkeiten, Zugang zu Seife, angemessenen sanitären Einrichtungen oder persönlicher Schutzausrüstung zu bekommen. Die Einhaltung von Abstandsregeln ist nur schwer möglich und den Menschen steht oft nur begrenzte medizinische Versorgung zur Verfügung.

Während Gefängnisse weltweit mit systemischen Herausforderungen konfrontiert waren, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern, führten Kontrollmaßnahmen, um das Virus einzudämmen, laut Amnesty auch zu schweren Menschenrechtsverletzungen. Dazu zählt der Einsatz von exzessiver Einzelhaft, um die soziale Distanzierung zu unterstützen, und unzureichende Maßnahmen, um die negativen Auswirkungen von Isolationshaft zu reduzieren.