APA - Austria Presse Agentur

Geflügelbauern besorgt wegen Billigimporten aus EU-Ausland

Die heimischen Geflügelbauern sehen ihre wirtschaftliche Zukunft durch Billigimporte aus der Ukraine und Brasilien sowie Südostasien gefährdet. Man müsse Tierhaltung und Herkunft bei verarbeiteten Produkten und der Gemeinschaftsverpflegung sichtbar machen, forderte der Geschäftsführer der Zentralen Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Geflügelwirtschaft (ZAG), Michael Wurzer, im APA-Gespräch.

Die öffentliche Beschaffung - unter anderem für Krankenhäuser, Kindergärten, Schulen - sollte ihren Einkauf nach Tierschutzstandards ausrichten und ein Vorzeigebeispiel sein, wünscht sich der Branchenverband. Laut ZAG hat das österreichische Bundestierschutzgesetz im Jahr 2005 für die heimische Geflügelwirtschaft die EU-weit strengsten Haltungsbestimmungen festgelegt. Man könne nicht mit Billigimporten von Ländern von außerhalb der EU mithalten.

Derzeit sorgen die Geschäftspraktiken des ukrainischen Agrarkonzerns MHP in der österreichischen Geflügelwirtschaft für Aufregung. Mit Krediten aus EU-Ländern werden Hühner eines ukrainischen Oligarchen in die EU geschwindelt, ergaben Recherchen der Kampagnen-Organisation "Shifting Values". Die EU-Importbeschränkungen für Hühnerbrüste würden von MHP des ukrainischen Milliardärs Yuriy Kosjuk seit Jahren mit einem simplen Trick umgangen. Beim Zerlegen der Tiere in der Ukraine bleibt ein Knochen an den Hühnerbrüsten. In MHP-Betrieben in der Slowakei und in den Niederlanden werden die Knochen dann entfernt. Dadurch sollen laut "Shifting Values" im Jahr 2018 rund 55.000 Tonnen zusätzliche Hühnerbrüste aus der Ukraine in die EU eingeführt worden sein.

"Shifting Values"-Leiter Nicolas Entrup kritisiert die fehlenden Tierschutzstandards bei Kreditvergaben von internationalen Finanzinstitutionen und Exportkreditagenturen. Die ukrainische MHP hat laut Entrup zwischen 2003 und 2017 rund 517 Mio. Dollar und 110 Mio. Euro an Darlehen von den öffentlichen Kreditgebern IFC, EBRD und EIB erhalten. Im Mai soll ein Kredit der EBRD in Höhe von 100 Mio. Euro für MHP fixiert werden, der für die Übernahme eines slowenischen Geflügelunternehmens verwendet werden soll. Mit öffentlichen Geldern sei ein "Hühnergigant" hochgezogen worden, sagte Entrup zur APA.

Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) forderte zuletzt ein "Ende des Betrugs". Auch seien die Strafen für solche Vergehen "zu gering".