APA - Austria Presse Agentur

Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden wiedereröffnet

Das Interesse ist riesig: Wenn nach siebenjähriger Sanierung am Freitag die Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden wiedereröffnet wird, blickt die Kunstwelt auf Elbflorenz. Politiker und Museumsleute aus dem In- und Ausland haben sich angesagt genauso wie Medienvertreter aus Ländern wie Italien, Frankreich und den Niederlanden. Dessen Regierungschef Mark Rutte wird zu den ersten Besuchern gehören.

Sieben Jahre lang war die Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister ein Interim. Nun zeigt wie wieder am angestammten Platz im Westflügel der Sempergalerie Berühmtheiten wie Raffaels "Sixtinische Madonna" oder das "Schokoladenmädchen" von Jean-Étienne Liotard. Doch Besucher der Galerie bekommen künftig viel mehr geboten. Denn auch die Skulpturensammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) mit Werken bis ins Jahr 1800 wird dann im Bauwerk am Zwinger gezeigt.

Stephan Koja, Direktor der Gemäldegalerie, spricht von einem neuen Museum. "Uns war wichtig, für Abwechslung zu sorgen, immer neu anzuregen und dass kein Raum wie der andere ist." Mit gut 700 Gemälden und 450 Skulpturen bietet der Semperbau laut Koja eine nie da gewesene Fülle. Eine neue farbige Wandbespannung und ein ausgeklügeltes Beleuchtungskonzept sollen Gemälde und Skulpturen bestens ins Licht rücken.

Für die SKD sei die Wiedereröffnung "eines der bedeutendsten Ereignisse der letzten Jahrzehnte", stellt Generaldirektorin Marion Ackermann fest. Sie spricht von einer Rückkehr "mit neuen und überraschenden Perspektiven auf die Kunst". In den Sälen im ersten Obergeschoß sind die Wände in ungewohnter Enge gefüllt. Koja und sein Team können angesichts eines Bestandes von mehr als 3000 Gemälden aus dem Vollen schöpfen: "Wir zeigen viel mehr als früher."

Blickfang ist nicht nur die Raffael-Madonna. Meisterwerke von Rembrandt und Rubens sind umringt von Arbeiten ihrer Kollegen und Schüler. "Und van Dyck antwortet auf Rubens", sagt Koja. Tizians "Zinsgroschen" hat frühe Italiener an der Seite, während Giorgiones "Venus" ein Highlight des Raumes mit Venezianer Malerei ist. Auch in Seitenkabinetten werden Gemälde in bis zu drei Reihen übereinander gehängt - wie im Barock.

Mit den farbigen Wandbespannungen ist das Festliche des Palazzo zurück - wie einst für die kurfürstlich-königlichen Sammlungen vorgesehen. "Rot für die Italiener, Blau für Franzosen und Spanier, Grün für Niederländer und Deutsche", erklärt der Direktor. Selbst das Treppenhaus wird rot gestrichen, damit die vier Michelangelo-Reliefs zur Geltung kommen. Knapp 50 Millionen Euro hat das Land Sachsen für die Sanierung ausgegeben.

Dazu kam privates Geld für das Beleuchtungskonzept - eine sogenannte Akzentbeleuchtung. Koja: "Wir haben dadurch auch die Möglichkeit, Bilder herauszuleuchten, die dunkel sind, und ganze Wände in der Erscheinung zu vereinheitlichen." So werden etwa Unterschiede zwischen restaurierten und nicht restaurierten Gemälden für den Betrachter unsichtbar. Eine technische Neuerung erlaubt die Nutzung von Tageslicht ohne Spiegelungen.

In der Antikenhalle im östlichen Erdgeschoß sind 120 Skulpturen ausgestellt. Ein Cranach-Saal vereint 40 Werke der Meister, in einem anderen hängen 20 Bellottos. Zusätzliche Fläche wurde geschaffen, um im Depot schlummernde Schätze heben zu können. Den Auftakt macht zur Wiedereröffnung der "Dresdner Mars" von Giambologna. Die Skulptur des Kriegsgottes war 2018 mit Hilfe des Bundes und der Länder für Sachsen zurückgekauft und damit vor einem Verkauf ins Ausland bewahrt worden.

Die Wiedereröffnung wird mit einer Festwoche ausgiebig gefeiert. Nach einem Festakt im Schauspielhaus erhalten die Ehrengäste eine Führung durch die Galerie von Baumeister Gottfried Semper. In der "Nacht der Alten Meister" haben Besucher dann Gelegenheit, die Kunstschätze bei freiem Eintritt zu zusehen. Schauspieler Christian Friedel und seine Band Woods of Birnam geben ein Konzert. Ihr neues Album "How to Hear a Painting" bezieht sich auf Werke der Galerie.