APA - Austria Presse Agentur

Genua gedenkt der 43 Toten des Brückeneinsturzes 2018

Die norditalienische Hafenstadt Genua hat am Sonntag der 43 Toten des Einsturzes der Morandi-Autobahnbrücke vor vier Jahren gedacht.

Bei einer Zeremonie legten Bürger und Politiker um 11.36 Uhr eine Schweigeminute ein, während die Kirchenglocken der Stadt läuteten. Davor gab es eine Messe im Gedenken an die Opfer. Anwesend waren der italienische Verkehrsminister Enrico Giovannini und der Chef der rechten Lega, Matteo Salvini.

"Die Trauer über diesen schrecklichen Jahrestag ist mit der Überzeugung verbunden, dass der Staat alles tun muss, damit sich ähnliche Tragödien nie mehr wiederholen", erklärte der scheidende Premierminister Mario Draghi in einer Botschaft an den Bürgermeister von Genua, Marco Bucci. "Wir müssen die Sicherheit unserer Infrastruktur gewährleisten und das Leben unserer Bürger schützen. Davon hängt die Glaubwürdigkeit Italiens und der Institutionen ab", fügte Draghi in seinem Schreiben hinzu.

Einer der drei Steher des Polcevera-Viadukts, bekannt auch als Morandi-Brücke, war am 14. August 2018 während eines Unwetters eingestürzt. Er riss dabei ein Teilstück der Fahrbahn mit in die Tiefe. Die innerstädtische Autobahnbrücke war Teil der Autobahn A 10 von Norditalien zur französischen Grenze. Anfang August 2020 wurde ein Neubau mit dem Namen San-Giorgio-Brücke eingeweiht.

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43 Menschen starben bei dem Unglück, Hunderte, die in Häusern unter der Brücke wohnten, wurden obdachlos. Als mögliche Ursache gilt eine all zu nachlässige Wartung des Bauwerks mit seinen stählernen Tragseilen.

Seit Juli läuft der Prozess wegen des Unglücks. Angeklagt sind 59 Personen, darunter Giovanni Castellucci, der Ex-Chef der Autobahngesellschaft "Autostrade per l'Italia" (ASPI), Betreiberin der eingestürzten Brücke. Der Vorwurf lautet auf Fahrlässigkeit, Behinderung der Verkehrssicherheit, Fälschung und vorsätzliches Weglassen von Sicherheitsvorkehrungen.

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Bei den Angeklagten handelt es sich um hochrangige Manager des Autobahnbetreibers, um Fachleute sowie höhergestellte Beamte des Verkehrsministeriums in Rom. Der Staatsanwaltschaft von Genua zufolge hatten die meisten Verdächtigen mit dem Einsturz der in den 1960er-Jahren gebauten Brücke gerechnet und trotzdem nichts unternommen, um ihn zu verhindern. Sie sollen bei der Instandhaltung möglichst viel Geld einsparen haben wollen, um den Aktionären höhere Dividenden zu sichern. Es soll schon lange vor dem Einsturz bekannt gewesen sein, dass es Schäden am Bauwerk gab.