Geraubt und gerettet: Kunstschau "Das Leben der Dinge"

Vorbildlich revitalisiert: Das alte Marktrichterhaus in Lauffen
In bleibende Infrastrukturprojekte durfte das Kulturhauptstadt-Geld nicht fließen, aber einen Privatmann, der viel Geld in die Revitalisierung von Gebäuden des Salzkammerguts investiert und nichts dagegen hat, zur Eröffnung eines neuen Projekts eine Kunstausstellung zu beherbergen - das kam Intendantin Elisabeth Schweeger wie ein Lottotreffer vor. Entsprechend strahlte sie heute im Alten Marktrichterhaus in Lauffen mit Hausherr Peter Löw um die Wette.

Der deutsche Unternehmer und Chefkurator des von ihm ins Leben gerufenen "The European Heritage Project" hat nicht nur Revitalisierungsprojekte in Frankreich und Deutschland umgesetzt. Auch ein altes Weingut in Südafrika oder zwei Palazzi am Canal Grande in Venedig habe man zu neuem Leben erweckt, erzählte er im Gespräch mit der APA. Dass er mit mittlerweile sechs alten Objekten den früher bedeutenden, zwischenzeitlich ziemlich heruntergekommenen alten Markt unweit von Bad Ischl zu neuem Leben erweckt hat, verdankt der Ort der Herkunft von Löw Gattin, einer gebürtigen Lauffenerin.

In dem beeindruckend renovierten Marktrichterhaus hat kürzlich ein Kaffeehaus geöffnet. Die Räume im Obergeschoss, die später für Veranstaltungen vermietet werden sollen, beherbergten bereits die Krippenschau und sollen nun mit der Ausstellung "Das Leben der Dinge" überregionales Publikum nach Lauffen bringen. "Hier eine Ausstellung mit zeitgenössischer Kunst zu machen, ist ein gewisses Risiko", bekannte Hemma Schmutz bei der heutigen Presseführung. Die Direktorin des Lentos Kunstmuseums hält den Ort jedoch für den idealen Abschluss der Ausstellung-Trilogie zu Raubkunst, waren hier doch in Stollen gegen Ende des Zweiten Weltkriegs Kunstwerke eingelagert.

Behandelt "Die Reise der Bilder" bis 8. September im Lentos "Hitlers Kulturpolitik, Kunsthandel und Einlagerungen in der NS-Zeit im Salzkammergut" und beschäftigt man sich im Kammerhofmuseum in Bad Aussee bis 3. November mit "Wolfgang Gurlitt. Kunsthändler und Profiteur in Bad Aussee", so widmet sich "Das Leben der Dinge. Geraubt - verschleppt - gerettet" in Lauffen nun bis 1. September anhand von 14 zeitgenössischen Positionen dem Schicksal von Kunstwerken zwischen Raub, Verschleppung, Restitution und Rekonstruktion.

Die Themen reichen dabei von NS-Raubkunst bis zu kolonialem Raub, systematischem Kunstraub und kulturellem Genozid durch bewusste Zerstörung von Kunstwerken, die Umsetzung von leeren Vitrinen (Dierk Schmidt) über Videos (Nii Kwate Owoo und Maeve Brennan) bis zu Installationen. Ines Doujak steckt ein fälschlich restituiertes und später an Milliardär Bernaurd Arnault verkauftes Klimt-Gemälde in einer Home-Invasion-Situation in eine Louis-Vuitton-Tasche, Moussa Kone hat eine Graphic Novel gezeichnet. Und Lauffen hat plötzlich einen Platz auf der Kunst-Landkarte.

Kommentare