Gericht ermöglicht Umwandlung der Hagia Sophia in Moschee

Die Hagia Sophia verliert ihren Status als Museum
Das Oberste Verwaltungsgericht der Türkei hat am Freitag den Weg dafür geebnet, die Hagia Sophia in Istanbul in eine Moschee umzuwandeln. Laut Nachrichtenagentur Anadolu erkannte das Gericht den seit 1935 bestehenden Status eines Museums für den Bau aus dem 6. Jahrhundert ab. Stattdessen könne die Hagia Sophia, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, für muslimische Gottesdienste genutzt werden.

Die UNESCO hatte die Türkei zuvor wegen der möglichen Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee zu Gesprächen aufgefordert. Jegliche Änderung müsse vorher mitgeteilt und gegebenenfalls überprüft werden, hieß es in einer Mitteilung der UNO-Organisation vom Freitag.

Die UNESCO forderte das Land zu Gesprächen auf, bevor eine Entscheidung getroffen werde. Die Hagia Sophia ist derzeit ein Museum und als Teil des historischen Viertels in Istanbul als Weltkulturerbe gelistet.

EU-Kommissionsvize Margaritis Schinas hatte sich gegen eine Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee ausgesprochen. Der aktuelle Status des weltberühmten Bauwerks müsse beibehalten werden, sagte Schinas am Freitag im Europaparlament in Brüssel. Andererseits würden Toleranz und Offenheit Istanbuls untergraben. Die Hagia Sophia sei ein Symbol des glaubensübergreifenden und interkulturellen Dialogs, betonte Schinas.

Die im 6. Jahrhundert nach Christus erbaute Hagia Sophia (griechisch: Heilige Weisheit) war fast ein Jahrtausend lang das größte Gotteshaus der Christenheit und Hauptkirche des Byzantinischen Reiches, in der die Kaiser gekrönt wurden. Nach der Eroberung Konstantinopels 1453 durch die Osmanen wandelte Sultan Mehmet II. ("Der Eroberer") die Hagia Sophia in eine Moschee um und fügte als äußeres Kennzeichen vier Minarette hinzu. Auf Betreiben des türkischen Republikgründers Mustafa Kemal Atatürk ordnete der Ministerrat im Jahr 1934 die Umwandlung in ein Museum an.

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