Geschäftsreisen nehmen wieder spürbar zu
"Wir haben zuletzt mehr Flugzeuge eingesetzt und auf einigen innerdeutschen Strecken den Stundentakt schon wieder eingeführt. Unser Angebot auf der Kurzstrecke werden wir noch einmal um 15 Prozent ausweiten, indem wir weitere Frequenzen anbieten und größere Flugzeuge wie den Airbus A321 einsetzen", sagte Spohr.
Bis heuer im dritten Quartal, also bis Ende September, waren die Geschäftsreisen "noch auf niedrigem Niveau", jetzt gerade ziehen sie dem CEO zufolge stark an. "Alle wollen sich wieder persönlich treffen, privat genauso wie geschäftlich", so Spohr. "Jeder von uns hat die Vorzüge, aber auch sehr klar die Grenzen von Videokonferenzen kennengelernt. Deswegen bin ich bei Dienstreisen nicht mehr so pessimistisch wie noch im vergangenen Jahr." Das Lufthansa-Management gehe nun davon aus, dass das coronabedingte Minus bei Geschäftsreisen mittelfristig bei zehn Prozent oder sogar darunter liegen werde.
Einen abrupten Abbruch der Nachfrage werde es diesen Winter voraussichtlich nicht geben. Dazu sollen auch die heuer längere Saison bei Urlaubsreisen und die erwartete Rücknahme der Reisebeschränkungen in die USA beitragen. "Momentan erleben wir eine Verlängerung der Sommerreisesaison in den Herbst und in den Winter hinein", berichtete Spohr. Das liege zum einen an Nachholeffekten, denn in der Pandemie mussten viele auf das Reisen verzichten. "Hinzu kommt die für November angekündigte Öffnung der USA."
In Richtung Asien bleiben die Reisebeschränkungen allerdings restriktiv. "Das schmerzt erheblich, weil die Verkehre nach Asien für die Lufthansa und Austrian ein sehr wichtiges Geschäftsfeld sind", räumte Spohr ein. Eine Öffnung ist noch nicht in Sicht: "Dass es noch keine Perspektive gibt, wann China wieder für Reisende öffnet oder wann für Flüge nach Indien wieder alle Verkehrsrechte genutzt werden können, ist für uns und für den globalen Luftverkehr insgesamt belastend", so der Airline-Chef.
Neben der Coronakrise gilt es auch die Klimakrise zu bewältigen. Bis 2030 will die Lufthansa-Gruppe den CO2-Ausstoß halbieren. Der Konzern werde neue Flugzeuge anschaffen, aber auch viele kleinere Schritte setzen. So sollen etwa spezielle Folien auf den Flugzeugen die Aerodynamik verbessern oder Wartungsverfahren optimiert werden.
Ein weiteres Element sei die Infrastruktur. "Hierzu gehört die Luftraumstruktur in Europa, die seit Jahrzehnten ineffizient ist und die ein Einsparpotenzial von 10 Prozent der CO2-Emissionen im europäischen Luftraum hat", so Spohr. Aber auch die Verfügbarkeit von synthetischem Kraftstoff zähle er bewusst zur Kategorie Infrastruktur, "weil die Technologie bereits vorhanden ist". Es sei derzeit allerdings noch schwierig, die notwendigen Mengen zu erzeugen.
Da die genannten Schritte nicht ausreichten, um das gesetzte CO2-Ziel zu erreichen, seien auch Kompensationsmaßnahmen nötig. Dazu zähle der CO2-Ausgleich beispielsweise durch Aufforstung, aber auch die Speicherung von CO2, die aktuell zumindest in Deutschland gar nicht erlaubt sei. "Aber ohne diese werden wir das nicht hinbekommen."
Die Flugzeuge der Lufthansa-Tochter Austrian Airlines sind bereits in die Jahre gekommen. "Trotz der schwersten Krise der Luftfahrtindustrie investieren wir künftig wieder etwa 2,5 Mrd. Euro pro Jahr in neue Flugzeuge. Die müssen wir dort einsetzen, wo die Bedingungen für den 'Return on Investment' am besten sind", so der Konzernchef. Dabei stehe Austrian "als wichtiger Teil unseres Kerngeschäfts in der ersten Reihe - aber natürlich auch im Wettbewerb mit den anderen Fluggesellschaften der Gruppe". Wie jede Fluggesellschaft der Airline-Gruppe müsse auch Austrian in der Lage sein, die monatlichen Kosten neuer Flugzeuge zu erwirtschaften.
Die Klimaziele könnten die Fluglinien nicht alleine erreichen - es bedürfe einer gemeinsamen Kraftanstrengung von Airlines, Politik und der gesamten Branche. "Wir brauchen Flugzeug- und Triebwerkshersteller mit neuen, innovativen Produkten. Wir brauchen die Energieindustrie, die zu wettbewerbsfähigen Preisen synthetische Kraftstoffe produziert. Wir brauchen die Flughäfen, die Flugsicherungen und die Regierungen, die beispielsweise einen effizienten Luftraum in Europa schaffen", zählte Spohr auf.
Für die Herstellung von synthetischem Kerosin durch elektrische Energie brauche es riesige Strommengen. Die kann m an zum Beispiel durch Fotovoltaik in Chile oder in der Wüste Afrikas gewinnen, aber nicht bei uns. Und dem Klima ist nur dann geholfen, wenn wir auch wirklich grünen Strom nutzen.
Kommentare