APA - Austria Presse Agentur

Geschworene beraten im Mordversuchsprozess in Linz

Nachdem am Ende des ersten Prozesstages zwei Mitangeklagte aus dem Strafverfahren ausgeschlossen worden waren, ging es tags darauf am Mittwoch nur mehr für einen wegen versuchten Mordes angeklagten 24-Jährigen im Landesgericht Linz weiter. Bereits zu Mittag zogen sich die Geschworenen zu den Beratungen zurück.

Sie haben zu entscheiden, ob jener Afghane am 21. Juni 2021 in Linz zu töten versucht habe, indem er mehrmals auf einen 22-Jährigen einstach und diesem damit "akut lebensgefährliche Verletzungen" zugefügt habe. Nur durch Notfallmaßnahmen überlebte das Opfer und nur deshalb sei es beim Mordversuch geblieben. Für die Staatsanwaltschaft stand die Tötungsabsicht daher außer Streit, weshalb "Hauptfrage eins mit ja zu beantworten" sei. Die Eventualfragen für die Geschworenen nach Körperverletzung - ob schwer und/oder absichtlich - stellten sich für sie daher gar nicht.

Der Verteidiger hingegen meinte, es gebe "derartige Zweifel über den Geschehensablauf", dass er einen Freispruch beantragte. "Es tut mir leid, was dem Opfer passiert ist", sagte der Angeklagte, aber er habe damit nichts zu tun, so seine abschließenden Worte in der Hauptverhandlung. Dem Tschetschenen hatten zwei Wochen nach der Tat beide Beine amputiert werden müssen. Auch Leber und Niere wurden so geschädigt, dass der Mann mit 22 Jahren nicht nur im Rollstuhl sitze, sondern auch Dialysepatient sei, ergänzte die Anwältin des Opfers, das sich als Privatbeteiligter dem Strafverfahren angeschlossen hat. Gegen die wegen Körperverletzung angeklagten beiden Mitbeschuldigten wird gesondert prozessiert.

Der junge Mann soll am frühen Abend des 21. Juni einen Arbeitskollegen gebeten haben, ihn zu einem Mehrparteienhaus in Linz zu fahren, da er "noch was zu erledigen hat". An besagter Adresse stieg ein Afghane ins Auto. Es kam offenbar zu einem Streit wegen eines Drogengeschäftes. Der Afghane soll für "eine ordentliche Abreibung" dann Landsmänner zu der Adresse bestellt haben, wie es vor Gericht hieß. Einer aus dieser Gruppe ist der Angeklagte, der mutmaßliche Drogendealer tauchte indes unter und ist noch flüchtig.

Der 24-Jährige bestritt aber, dass er im Keller des Mehrparteienhauses mit einem Butterflymesser auf den Tschetschenen eingestochen habe. Vor Gericht konnte auch der Tschetschene nicht eindeutig angeben, wer ihm die Verletzungen zugefügt hatte. An Gesichter könne er sich nicht erinnern, von der Statur her sei es aber der Angeklagte gewesen. Außerdem wird er von DNA-Spuren an der Tatwaffe belastet.