APA - Austria Presse Agentur

GetreidebäuerInnen erwarten leicht unterdurchschnittliche Ernte

Nach einer guten Getreideernte 2020 erwarten die Bauern heuer eine leicht unterdurchschnittliche Menge.

Die Landwirtschaftskammer rechnet in ihrer heute veröffentlichten Ernteprognose mit 2,88 Mio. Tonnen Getreide exklusive Mais, ein Minus von 2 Prozent gegenüber dem fünfjährigen Schnitt und ein Minus von 7 Prozent gegenüber 2020. Ursachen für den Rückgang sind eine geringere Anbaufläche, kühle Temperaturen im Frühjahr mit verzögertem Pflanzenwachstum und Trockenheit im Juni.

"Das Wetter in den nächsten Tagen und Wochen wird daher entscheidend für die Qualität der meisten Getreidekulturen sein", kommentierte der Vorsitzende des Ausschusses für Pflanzenproduktion der Landwirtschaftskammer Österreich, Nikolaus Berlakovich, den aktuellen Ernteausblick. Berlakovich war von 2008 bis 2013 ÖVP-Landwirtschaftsminister ist seit 2018 Präsident der Landwirtschaftskammer Burgenland sowie Abgeordneter zum Nationalrat.

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Die Getreideanbaufläche ohne Mais in Österreich ist heuer im Vergleich zu 2020 um 5 Prozent auf 516.445 Hektar gesunken. Vor allem die Fläche mit Roggen, Wintergerste und Triticale ging deutlich zurück. Im Frühjahr angebaute Kulturen, wie Mais, Sojabohnen, Kürbis und Sommergerste, hätten anfangs unter den kühlen Temperaturen gelitten, mittlerweile setzte ihnen Trockenheit und Hitze zu, berichtete Berlakovich. Das stärkste Anbauflächen-Plus wurde bei Zuckerrüben verzeichnet, deren Fläche gegenüber 2020 um 44 Prozent auf 37.942 Hektar nach oben schnellte. Die Agrana hatte mit der Schließung der Zuckerfabrik im niederösterreichischen Leopoldsdorf gedroht, sollte die Rübenanbaufläche nicht deutlich steigen. Das Landwirtschaftsministerium und die Agrana haben heuer mit einem "Zuckerpakt" den Rübenbauern unter die Arme griffen. Bei Sojabohnen und Ölkürbis verzeichnet die Landwirtschaftskammer einen Flächenrekord.

Für die Getreidebauern gibt es auch gute Nachrichten von den Agrarmärkten: Der Preis für eine Tonne Weizen an der Warenterminbörse Euronext in Paris ist um rund 16 Prozent höher als vor einem Jahr und liegt aktuell bei 209 Euro. In den vergangenen zehn Jahren ist der Weizenpreis stark geschwankt und pendelte zwischen 140 und 280 Euro. Eine schlechte Ernte in einem großen Anbaugebiet - etwa Russland oder Ukraine - kann den Weltmarktpreis für Getreide schnell in die Höhe schießen lassen.

Die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ist derzeit ein großes Thema für die heimischen Landwirte. Landwirtschaftskammer-Österreich-Präsident Josef Moosbrugger begrüßte den "Kompromiss" bei den Verhandlungen über die künftige EU-Agrarpolitik. "Doch für die Bäuerinnen und Bauern werden die kommenden Jahre eine riesige Herausforderung, da bei gleichbleibendem Budget die gesetzlichen Auflagen für alle 27 EU-Staaten massiv angehoben worden sind", so Moosbrugger. Außerdem setze Österreich "schon heute eine breite Palette an freiwilligen Maßnahmen in den Bereichen Umwelt, Klima und Tierwohl".