APA - Austria Presse Agentur

Gift-Chemikalien lagen Jahre ungeschützt im Beiruter Hafen

Bei der Bergung hochgiftiger Chemikalien im Hafen der libanesischen Stadt Beirut haben Experten bestürzende Verhältnisse vorgefunden.

Große Mengen toxischer und leicht entzündbarer Stoffe wurden dort über Jahre ohne besondere Sicherungsmaßnahmen gelagert, berichtete der Chef des Gefahrgutspezialisten Höppner aus der niedersächsischen Stadt Winsen, Michael Wentler. Zum Teil hatten die Chemikalien Kanister und Container durchfressen und waren ausgetreten. Von dort aus gelangten sie mit hoher Gewissheit ins Meer, wie Wentler sagte. Höppner ist gemeinsam mit der Firma Combi Lift aus Bremen für die Bergung und Entsorgung von 52 Containern zuständig. Die Beiruter Hafenbehörde hatte den Auftrag nach der Explosionskatastrophe im vergangenen August vergeben. Bei der verheerenden Detonation starben damals mehr als 190 Menschen. Sie soll durch große Mengen der hochexplosiven Chemikalie Ammoniumnitrat ausgelöst worden sein, die über Jahre ebenfalls ohne Sicherungsmaßnahmen im Hafen lagerten.

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Die Container mit den Chemikalien standen Wentler zufolge teils schon seit zehn oder 20 Jahren im Beiruter Hafen. Er sprach von einer "furchtbaren Situation", wie er sie bei der Lagerung von Gefahrgut noch nie erlebt habe. Woher die Stoffe stammen und warum sie nicht weggeschafft wurden, ist unklar. Darauf gebe es keine klare Antwort, da dieses schon vor vielen Jahren passiert sei, sagte der amtierende libanesischen Minister für öffentliche Arbeiten, Michel Nadschar. Eine Erklärung sei, dass manchmal das Ladungsverzeichnis eines Schiffes nicht dem tatsächlich importieren Material entspreche.

Die gesamte Erde dieses Hafenbereichs sei hoch kontaminiert und müsste drei bis vier Meter tief abgetragen werden, sagte Wentler. Die geborgenen Abfälle und Gefahrgüter werden nach Deutschland verschifft, wo sie entsorgt werden sollen.