APA - Austria Presse Agentur

Globaler Aktionstag für das Klima und Kritik an COP26

Zehntausende Menschen werden am Rande der Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow zu einer erneuten Großdemonstration für mehr Tempo beim Klimaschutz erwartet.

Der Protest zur Halbzeit der COP26 ist Teil eines globalen Aktionstags, der nach Schätzungen der Organisatoren Hunderttausende weltweit auf die Straße bringen wird. Mehr als 300 Aktionen waren nach Angaben der Veranstalter rund um den Globus geplant, davon 120 in Großbritannien.

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Zentral ist die Klimademo in Glasgow, bei der auch wieder die durch Fridays for Future berühmte Klimaaktivistin Greta Thunberg aus Schweden redet. Auch Landwirte, Gewerkschaften, religiöse Gruppen und andere wurden zu dem Marsch durch die schottische Großstadt erwartet.

Bereits bei einem Protestmarsch am Freitag war Thunberg mit Tausenden weiteren Demonstrantinnen und Demonstranten durch Glasgow gezogen. In einer Rede hatte sie der Politik Tatenlosigkeit beim Klimaschutz und Festhalten am Status quo vorgeworfen. "Dies ist nicht länger eine Klimakonferenz. Dies ist jetzt ein Greenwashing-Festival des globalen Nordens, eine zweiwöchige Feier des Business as usual und des Blablabla", hatte sie über die Weltklimakonferenz gesagt, die insgesamt schon jetzt ein "Fehlschlag" sei.

Thunbergs deutsche Mitstreiterin Luisa Neubauer zog nach einer Woche Klimakonferenz ebenfalls eine vernichtende Zwischenbilanz. "Wie erwartet, dreht sich sehr viel um mehr oder weniger leere Reden", sagte Neubauer der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag).

Das Abkommen zum Schutz der Regenwälder und einem Ende der Entwaldung bis 2030 symbolisiere eher, was schieflaufe: "Dass man sich auf Abkommen einigt, deren Ziele viel zu weit in der Zukunft liegen, und ohne konkreten Plan, wie sie eingehalten werden." Auch die Übereinkunft zur Methan-Reduzierung ist aus Sicht von Neubauer "nicht radikal genug", um die globalen Klimaziele einzuhalten.

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Auch der deutsche geschäftsführende Entwicklungsminister Gerd Müller kritisierte das bisher in Glasgow Erzielte. "Die sich abzeichnenden Beschlüsse reichen nicht aus, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen", sagte Müller dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Samstag). "Auch die Unterstützungsangebote für die Entwicklungsländer, selbst wenn sie voll umgesetzt werden, sind absolut unzureichend zur Anpassung an den bereits stattfindenden Klimawandel." Die Entwicklungsländer und der afrikanische Kontinent dürften nicht die Verlierer des Klimawandels sein.

In Schottland ringen rund 200 Staaten darum, wie das Ziel noch erreicht werden kann, die Erderwärmung auf ein erträgliches Maß von maximal 1,5 Grad zu begrenzen. Geplantes Ende der Konferenz ist der 12. November.

Die COP26 dürfte dabei trotz aller Hürden wegen der Corona-Krise das größte derartige UN-Treffen jemals sein. Zu diesem Schluss kommen die auf Klimathemen spezialisierten Journalisten von Carbon Brief nach einer Auswertung der vorläufigen Anmeldungen. Offiziell registriert wurden demnach 39.509 Delegierte - fast doppelt so viele wie bei der letzten Klimakonferenz 2019 in Madrid.

Die Klimaschützer kritisieren dagegen seit längerem, dass es sich um den am schwierigsten zugänglichen Klimagipfel jemals handle. Sie versuchen auf den Protesten deshalb, vor allem Aktivistinnen und Aktivisten aus ärmeren Weltregionen in Afrika, Asien und Südamerika zu Wort kommen zu lassen. Durch den unterschiedlichen Zugang zu Corona-Impfstoffen sowie Reisebeschränkungen und Visaregeln war vielen Interessierten eine Reise nach Glasgow unmöglich.

Am Samstag verpflichteten sich auf der COP26 45 Staaten dazu, schnell mehr Geld und Anstrengungen in den Naturschutz zu stecken und ihre Landwirtschaft umweltfreundlich und nachhaltig umzubauen. Dies teilte die britische Regierung mit, die dem Treffen vorsitzt. Sie wies darauf hin, dass etwa ein Viertel der klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen weltweit aus der Agrar- und Forstwirtschaft und anderen Formen der Landnutzung stammen. Daher müsse die Art und Weise, wie wir Nahrung anbauen und konsumieren, dringend reformiert werden - zumal der Bedarf weiter steige. Welche Staaten sich dem Bündnis angeschlossen haben, wurde zunächst nicht mitgeteilt.

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Gemeinsames Ziel sei es, etwa vier Milliarden Dollar (3,47 Mrd. Euro) öffentlicher Gelder zusätzlich in die Agrarforschung zu stecken. Dabei geht es der Mitteilung zufolge unter anderem darum, Hunderten Millionen Bauern weltweit Zugang zu widerstandsfähigeren Pflanzensorten zu verschaffen und ausgelaugte Böden wieder zu beleben. Der britische Umweltminister George Eustice sagte: "Wir müssen die Menschen, die Natur und das Klima ins Zentrum unser Nahrungsmittel-Systeme stellen."

Die angekündigte Allianz zur Agrarpolitik ist eine weitere, eher unverbindliche Ankündigung auf der COP26, die auf Freiwilligkeit beruht und kaum mit Details unterfüttert ist. Schon in den vergangenen Tagen hatten Greenpeace und andere Umweltorganisationen mit Blick auf öffentlichkeitswirksam und "blitzartig" verkündete Zusagen Dutzender Staaten zum Kohleausstieg, Waldschutz und der Reduzierung von Methan-Emissionen kritisiert, zu vieles davon sei rein freiwillig und im Kleingedruckten gebe es viele Schlupflöcher.