APA - Austria Presse Agentur

Goldene Palme von Cannes an Gesellschaftssatire aus Südkorea

Ein gesellschaftskritischer Thriller aus Südkorea hat die Goldene Palme beim Filmfest Cannes gewonnen. Der Regisseur Bong Joon-ho wurde am Samstagabend für seinen Beitrag "Parasite" ausgezeichnet. Es ist die erste Goldene Palme für Südkorea. Der österreichische Wettbewerbsbeitrag "Little Joe" von Jessica Hausner konnte indes mit Emily Beecham in der Schauspielerkategorie reüssieren.

Der 49-jährige Bong Joon-ho stellt in dem Werk eine Familie in den Mittelpunkt, die in prekären Verhältnissen lebt. Die Eltern sind arbeitslos. Dann bekommt der erwachsene Sohn die Chance, bei einer wohlhabenden Familie zu arbeiten. Es ist der Beginn einer feindlichen Übernahme: Gemeinsam mit seinen Eltern und der Schwester räumt er nach und nach die anderen Hausangestellten aus dem Weg.

"Vielen Dank. Ich fühle mich sehr geehrt, das französische Kino hat mich schon immer sehr inspiriert", sagte Bong, als er die Goldene Palme entgegennahm. Er sei schon als Zwölfjähriger "verrückt nach Kino gewesen", erzählte der Filmemacher, der bereits mit Werken wie "The Host" und "Snowpiercer" Erfolge feiern konnte. Der heuer in Cannes mit seinem neuen Film "Once Upon a Time... in Hollywood" leerausgegangene Regiekollege Tarantino verglich ihn einst mit "Steven Spielberg in seinen besten Jahren".

Der Große Preis der Jury, die zweitwichtigste Auszeichnung des Festivals, ging in diesem Jahr an "Atlantics" der Regisseurin Mati Diop. In dem märchenhaften Drama erzählt die Französin mit senegalesischem Hintergrund eine tragische Liebesgeschichte in Westafrika. Diop ist die erste schwarze Frau, die es in der Cannes-Geschichte in den Wettbewerb geschafft hat.

Bei den Schauspielern konnte sich neben der 35-jährigen Beecham der Spanier Antonio Banderas freuen. Der 58-Jährige spielt in "Dolor y Gloria" von Pedro Almodovar einen schwulen Regisseur, der auf sein Leben zurückblickt.

Der Preis der Jury wurde zwei Mal vergeben: Er ging zu gleichen Teilen an das Sozialdrama "Les Miserables" des jungen Franzosen Ladj Ly sowie an die Gesellschaftssatire "Bacurau" der Brasilianer Kleber Mendonca Filho und Juliano Dornelles.

Für die beste Regie wurden die belgischen Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne für ihr Drama "Le jeune Ahmed" über einen jungen, radikalisierten Muslim ausgezeichnet. Die Ehrung für das beste Drehbuch ging an die Französin Celine Sciamma für das lesbische Liebesdrama "Portrait of a lady on fire".

Bei den Palmen fiel "A Hidden Life", Terrence Malicks Verfilmung des Lebens des österreichischen Landwirts Franz Jägerstätter, der sich geweigert hatte, für die Wehrmacht zu kämpfen und deshalb 1943 hingerichtet wurde, durch. Aber immerhin gab es am Samstag dafür den Ökumenischen Filmpreis, der von den kirchlichen Filmorganisationen SIGNIS und INTERFILM getragen wird und einen Beitrag aus dem Wettbewerb ehrt, der sich in besonderer Weise den christlich-spirituellen Dimensionen menschlicher Existenz verpflichtet weiß.