APA - Austria Presse Agentur

Goldreport "In Gold We Trust" sieht "monetären Klimawandel"

Die Corona-Pandemie und die politischen Reaktionen darauf haben einen "monetären Klimawandel" ausgelöst, sagt der Fondsmanager Ronald-Peter Stöferle. Die anziehende Inflation werde nicht nur temporär sein und die Realzinsen auf Jahre im negativen Bereich verharren. Hauptgewinner dieser Entwicklung werden Aktien, Rohstoffe und Edelmetalle wie Gold und vor allem Silber sein, ist Stöferle überzeugt. Der Goldpreis könnte heuer ein neues Allzeithoch erreichen.

"Eine Begleiterscheinung des monetären Klimawandels ist die schier unbegrenzte Liquidität, die seit Beginn der Corona-Pandemie die Märkte überschwemmt und bereits eine merkliche Anhebung des Vermögenspreis- und mittlerweile auch des Konsumentenpreisniveaus bewirkt hat", erklärte Stöferle am Donnerstag bei der Präsentation des diesjährigen Reports "In Gold We Trust" des Vermögensverwalters Incrementum AG, der bereits seit 15 Jahren veröffentlicht wird.

"Unserer Meinung nach befinden wir uns derzeit erst in der Anfangsphase einer inflationären Entwicklung", sagte der Co-Autor des 350 Seiten starken Goldreports, Mark Valek. Für ein höheres Inflationsniveau sprächen die stark inflationierte Geldmenge, aber auch insbesondere ein künftiger Anstieg der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Auch sei in den nächsten Monaten die Ankündigung eines neuen, laxeren Inflationsziels der EZB zu erwarten. "Voraussichtlich wird das derzeitige Inflationsziel auf ein durchschnittliches Inflationsziel verwässert, wie es die Federal Reserve bereits umgesetzt hat", so Valek. Das bedeutet, dass die Teuerungsrate deutlich ansteigen könnte, weil sie über etliche Jahre unter dem bisher angepeilten Ziel von knapp unter 2 Prozent lag.

Signifikante Zinserhöhungen seien wegen der hohen Staatsverschuldungen nicht möglich. Die USA hätten 2020 ein rekordhohes Defizit von 18,7 Prozent des BIP verbucht, und heuer dürfte es nicht wesentlich niedriger ausfallen. Das werde nicht nur die USA vor Probleme stellen, weil der Zinsendienst deutlich teurer werde. Von den G7 hätten nur zwei Länder, nämlich Kanada und Deutschland, eine Staatsschuldenquote von unter 100 Prozent des BIP. "Je höher die Staatsschulden, desto geringer ist die Chance auf positive Realzinsen", sagt Stöferle.

"Wir sind absolut sicher, dass ein monetärer Klimawandel stattfindet und dass das gut für Gold ist." Der Goldpreis habe 2020 trotz der Kursrückgänge in der zweiten Jahreshälfte in Euro um 14,3 Prozent zugelegt und in US-Dollar um 24,6 Prozent. Seit Jahresbeginn habe es in beiden Währungen leichte Preisrückgänge gegeben. Vor einem Jahr kostete die Feinunze 1.706 Dollar, aktuell sind es knapp 1.896 Dollar.

Auf Grundlage der Erwartungen am Goldoptionsmarkt beziffern Stöferle und Valek die Wahrscheinlichkeit, dass der Goldpreis bereits im Dezember 2021 einen neuen Rekord - 2.100 Dollar oder höher - erreicht, auf 45 Prozent. Langfristig halten sie an ihrem Kursziel von 4.800 Dollar pro Goldunze am Ende des Jahrzehnts fest. "Im inflationären Fall sind sogar 8.900 möglich."

Hauptgewinner dieser Entwicklung könnte aber Silber werden, glauben die Autoren des Goldreports. Viele der derzeit geförderten "grünen Technologien" wie Photovoltaik würden Silber benötigen.

Auch Gold- und Silberminenaktien sollten Anleger ihren Portfolios beimischen. Schon 2020 habe die Goldminenindustrie ihr profitabelstes Jahr gehabt. "Wir erwarten, dass Goldminenunternehmen im Jahr 2021 und darüber hinaus rekordhohe Cashflows generieren werden." Anleihen-Investoren werden nach Ansicht der "Goldbugs" in den kommenden Jahren zu den Verlierern zählen.