Großangelegte Aufräumarbeiten in St. Anton am Arlberg

Auch im Sellraintal kam es zu einem Murenabgang
Nach dem Unwetter mit Starkregen in Teilen der Tiroler Bezirke Landeck und Innsbruck-Land Freitagabend sind Samstagvormittag die Aufräumarbeiten vor allem im hauptbetroffenen St. Anton am Arlberg (Bezirk Landeck) auf Hochtouren gelaufen. 350 Kräfte von Feuerwehren, aber auch Bergrettung und Rotem Kreuz standen im Einsatz, sagte Peter Mall vom örtlichen Krisenstab zur APA. Vor allem gehe es darum, Keller und Garagen auszupumpen sowie die Geschiebebecken vom Geröll zu befreien.

Letzteres sei vor allem deshalb wichtig, weil schließlich für dieses Wochenende wieder Regenfälle prognostiziert worden waren. Die Aufräumarbeiten dürften zumindest den Samstag über in Anspruch nehmen. Man habe es mit "26 Einsatzstellen" zu tun, erklärte Mall. Diese seien bis in die Nacht gesichtet worden und würden nun beständig abgearbeitet.

Eine große Mure war am sogenannten Jungbrunntobel abgegangen, zwei Bäche traten laut Mall daraufhin über die Ufer, es kam zu Verklausungen. Wasser drang in Keller von Häusern ein, einige Straßen wurden geflutet. Das unmittelbare Ortszentrum der bekannten Tourismusgemeinde wurde zwar auch etwas in Mitleidenschaft gezogen, dort hielt sich aber das Ausmaß an Überschwemmungen und damit auch an Schäden in Grenzen, hieß es.

Dramatische Augenblicke spielten sich, wie auch Videoaufnahmen zeigten, am Ufer der Rossana ab. Die Wassermassen rissen mindestens drei Autos in den Fluss. Es befanden sich aber keine Personen in den Pkws, generell lagen keine Informationen über Verletzte vor, so Mall.

Am Vormittag fand auch ein Hubschrauberflug mit Landesgeologie und Wildbachverbauung statt, um mögliche Gefahrenstellen bzw. Gefahrenpotenziale auszuforschen. Auch Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP), selbst im Bezirk Landeck beheimatet, wollte sich Samstagvormittag an Ort und Stelle ein Bild der Lage machen.

Unterdessen blieb die Arlberg-Bundesstraße bzw. Passstraße (B 197) bei St. Anton, auf die eine Mure abgegangen war, vorerst weiter für den Verkehr gesperrt. Da auch der Arlbergtunnel derzeit wegen Sanierungsarbeiten gesperrt ist, waren somit vorerst beide Straßenverbindungen am Arlberg unpassierbar. Vorarlberg war von Tirol aus vorerst nur über das Lechtal bzw. Deutschland erreichbar. Auch hier sollte es noch im Laufe des Samstags Klarheit geben, wann die Sperre aufgehoben werden kann. Wie die Vorarlberger Polizei Samstagvormittag mitteilte, wurde die Straße auf Tiroler Seite bereits geräumt, wies allerdings Schäden auf, durch die eine Befahrung für den öffentlichen Verkehr derzeit noch nicht möglich sei.

Am Vormittag sollte bei einer Einsatzbesprechung mit Vertretern des Landesstraßenbauamtes, Geologen und der Polizei die weitere Vorgangsweise festgelegt werden. Dabei galt es auch zu beraten, wie es auf Vorarlberger Seite weitergehen soll. Denn auch dort kam es bei St. Christoph zu einer Verlegung der gesamten Fahrbahn. Die Straße wurde stark unterspült und die Fahrspur in Fahrtrichtung Tirol zerstört. Die Fahrspur Richtung Bludenz blieb aufgrund der darunterliegenden Stützmauer bestehen und konnte für die Aufräum- und Evakuierungsarbeiten verwendet werden, hieß es. Es werde derzeit im Bereich des Arlenmäderbaches an einer Möglichkeit gearbeitet, die beschädigte Straße zu umfahren, so die Vorarlberger Polizei. In Stuben am Arlberg mussten laut Land drei Häuser vorübergehend evakuiert werden. Kurz vor der Passhöhe wurde die Landesstraße teilweise weggerissen.

In Tirol war es am Freitag unterdessen auch im Bezirk Innsbruck-Land lokal im Zuge eines schweren Unwetters über das westliche Mittelgebirge zu massiven Erdrutschen gekommen. Die Sellraintalstraße (L13) war nach einem großen Murenabgang im Gemeindegebiet von Sellrain zwischen Sellrain und Kematen vorerst gesperrt, teilte das Land am Abend mit. Eine Umfahrung war über Oberperfuss, Grinzens oder das Kühtai möglich. Nach derzeitigem Stand dürfte die Straße aufgrund der Größe der Mure und der aktuell schlechten Wetterprognosen zumindest bis Montag gesperrt bleibt, hieß es später. Am Montag erfolge eine neuerliche Beurteilung der Lage.

Ebenfalls nach einem Erdrutsch nicht befahrbar war die Götzener Landesstraße (L12). Götzens konnte über die Gemeindestraße Bachele erreicht werden. Betroffen war auch die Gemeinde Grinzens (Bezirk Innsbruck-Land), wo Keller ausgepumpt werden mussten.

Insgesamt kam es in Tirol Freitagabend zu an die 100 Alarmierungen. Deutlich über 20 Feuerwehren standen im Einsatz.

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