APA - Austria Presse Agentur

Großbritannien will Finanzbranche mit neuen Regeln locken

Die britische Regierung will nach dem Brexit mit einer klaren Regulierung für die weltweite Finanzbranche attraktiver werden.

"Wir wollen offener, wettbewerbsfähiger, nachhaltiger und technologisch fortschrittlicher sein - das ist unsere Vision für die Finanzbranche", sagte der britische Finanzminister Rishi Sunak am Donnerstag in London. Das Land habe nun die Freiheit, Dinge anders und besser zu machen als noch zu Zeiten innerhalb der Europäischen Union (EU).

"Ich versichere aber auch, dass die EU niemals einen Grund haben wird, Großbritannien wegen zu laxer regulatorischer Standards abzulehnen." Der Zugang britischer Finanzfirmen zum Binnenmarkt hängt maßgeblich davon ab, dass die EU die Regulierung auf der Insel als vergleichbar zu ihren Standards anerkennt.

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Um Unternehmen an den Finanzplatz London zu locken, sollen unter anderem die Vorschriften für Börsengänge überarbeitet sowie "ineffiziente Anforderungen" abgeschafft werden, die das Vereinigte Königreich von der EU übernommen habe, sagte der Finanzminister. Dabei gehe es etwa um Vorschriften im Wertpapierhandel, wonach Finanzinstitute verpflichtet seien, auf bestimmten Plattformen zu handeln. Zudem will er die sogenannte zweifache Volumengrenze abschaffen, mit der die Beschränkung des Wertpapierhandels über anonyme Handelsplätze geregelt ist.

Im Versicherungsbereich könne es Veränderungen mit Blick auf Kapitalanforderungen geben. Außerdem wolle er Berichtspflichten für Firmen schaffen, welche Auswirkungen ihre jeweiligen Geschäfte auf die Umwelt hätten. "Wir wollen unsere Position als weltweit bester Ort für grüne Finanzen bekräftigen", sagte Sunak.

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Die britische Regierung muss nach dem Austritt aus der EU mit sämtlichen Ländern bilaterale Vereinbarungen treffen. Hoffnung auf ein Post-Brexit-Abkommen mit der EU für den Finanz- und Dienstleistungssektor macht sich Sunak derzeit nicht. "Das hat nicht stattgefunden", sagte Sunak dem Sender Sky News zufolge über eine angestrebte Einigung über die gegenseitige Anerkennung von Standards. Zwar arbeite man weiter in Fragen des globalen Finanzwesens zusammen, aber als souveräne Partner mit jeweils eigenen Prioritäten.

Sunak will jedoch eine engere Verbindung zur Schweiz aufbauen. Im Handelsabkommen mit der EU sind kaum Regularien zur Finanzbranche enthalten. Seit dem Brexit sind rund 7.500 Finanz-Jobs aus London in kontinentaleuropäische Städte wie Paris, Luxemburg und Frankfurt gewandert.