APA - Austria Presse Agentur

Großbritannien will offenbar Atomwaffenarsenal vergrößern

Im Rahmen einer strategischen Neuausrichtung der Außen- und Verteidigungspolitik will die britische Regierung das Atomwaffen-Arsenals des Landes deutlich ausbauen. Die Zahl der nuklearen Sprengköpfe soll von 180 auf 260 erhöht werden, wie aus einem am Dienstag vorgelegten Bericht zu einer Neuausrichtung der Sicherheits-, Verteidigungs- und Außenpolitik hervorgeht. Die Kampagne zur nuklearen Abrüstung (CND) nannte einen Ausbau des britischen Atomarsenals "schockierend".

"Wir wollen nicht mehr Nuklearwaffen. Wir wollen gar keine", erklärte die CND, nachdem Einzelheiten aus dem Bericht bereits zuvor in Medien durchgesickert waren. Die Geschäftsführerin der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (Ican), Beatrice Fihn, warf der Regierung in London vor, ein "neues atomares Wettrüsten" zu befeuern.

Der britische Außenminister Dominic Raab rechtfertigte die Atomabschreckung in der BBC, ohne zunächst auf Einzelheiten des Berichts einzugehen. Großbritannien brauche "ein Mindestmaß glaubwürdiger atomarer Abschreckung", sagte Raab dem Sender. Atomwaffen seien "die ultimative Absicherung" gegen Bedrohungen durch feindliche Staaten, fügte er hinzu. In dem Bericht soll Russland als "aktive Bedrohung" eingestuft sein, China hingegen eher als System-Herausforderung.

Der konservative Premierminister Boris Johnson wollte am Dienstag die Neuausrichtung der Außen- und Verteidigungspolitik vorstellen, die die Linie der Regierung für das nächste Jahrzehnt prägen dürfte. Nach dem Austritt aus der EU will sich Großbritannien derzeit international neu positionieren.

Das britische Trident-Atomprogramm ist in Großbritannien umstritten. Angesichts der weltweiten Abrüstungsbestrebungen seit dem Ende des Kalten Krieges wurde immer wieder gefordert, es abzuschaffen. Zu den Gegnern gehört die oppositionelle Labour-Partei sowie die Schottische Nationalpartei (SNP). Großbritanniens Atom-U-Boot-Flotte ist in Westschottland stationiert.