Großes Sicherheitsaufgebot vor Massenprotesten im Sudan
Die Internet- und Telefonverbindungen waren weitgehend lahmgelegt. Die Furcht vor gewaltsamen Zusammenstößen bei den Protesten ist groß, nachdem das Militär am Montag die Macht in dem nordostafrikanischen Land übernommen hatte.
Kurz vor Beginn der Massenproteste gab das Staatsfernsehen am Samstagmorgen bekannt, dass erneut mehrere Botschafter, darunter Spitzendiplomaten in Südafrika, der Türkei sowie den Vereinigten Arabischen Emiraten, abgesetzt wurden. Der neue Militärmachthaber, General Abdel Fattah al-Burhan, habe zudem einige Diplomaten im Außenministerium von ihren Aufgaben entbunden. Bereits am Donnerstag hatten die neuen Machthaber den Botschafter des Landes bei der Europäischen Union und fünf weitere Diplomaten abgesetzt.
Das Militär hatte nach wachsender Zuspitzung der politischen Lage die Macht in dem nordostafrikanischen Land mit seinen rund 44 Millionen Einwohnern übernommen. Burhan hatte danach die Entmachtung ziviler Regierungsmitglieder bekanntgegeben und den Ausnahmezustand verhängt. Seitdem gingen landesweit täglich tausende Menschen auf die Straße. Bei Konfrontationen mit den Sicherheitskräften sind nach Ärzteangaben mindestens acht Demonstranten getötet und 170 verletzt worden.
Ein US-Beamter sprach am Freitag von 20 bis 30 Toten. Die für Samstag geplanten Proteste bezeichnete er als "echten Test" für die Absichten des Militärs. Die USA riefen die sudanesischen Sicherheitskräfte auf, jegliche Gewalt gegen Demonstranten zu unterlassen und das Recht auf friedliche Proteste zu respektieren. Auch UNO und EU mahnten das Militär im Vorfeld zur Zurückhaltung. Die Demonstranten seien mit Respekt zu behandeln, hatte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell in der Nacht auf Samstag gefordert.
Auch der britische Sondergesandte für den Sudan, Robert Fairweather, verwies auf das "fundamentale demokratische Recht auf friedliche Proteste". Die Sicherheitskräfte hätten für jegliche Gewalt gegen Demonstranten die Verantwortung zu tragen.
Die Afrikanische Union suspendierte die Mitgliedschaft des Landes, bis die entmachtete Übergangsregierung unter ziviler Führung wiederhergestellt ist. Die Weltbank setzte ihre Zahlungen an den Sudan ebenso wie die USA vorerst aus.
Der Sudan war fast 30 Jahre lang von Omar al-Bashir regiert worden. Im April 2019 wurde der Langzeit-Machthaber dann nach Massenprotesten und einem Militärputsch aus dem Amt getrieben. Daraufhin einigten sich das Militär und die zivile Opposition auf eine gemeinsame Übergangsregierung, die den Weg zu Wahlen ebnen sollte. Es folgten zahlreiche Reformen, wodurch sich das ölreiche, aber verarmte Land aus einer jahrzehntelangen Isolation befreien konnte.
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