APA - Austria Presse Agentur

Gründungskonvent der TU in Linz fix

Der Gründungskonvent der Technischen Uni Linz ist komplett. Er soll bis Jänner einen Gründungsrektor wählen, der sich auf die Suche nach Professoren macht. Angesichts der knappen Zeit - mit 2023/24 soll der Studienbetrieb starten - werde es verkürzte Verfahren und befristete Verträge geben, so Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP). Der Konvent müsse nun "alles, was an inhaltlicher Arbeit bisher verabsäumt wurde, auf die Reihe bringen", hofft uniko-Chefin Sabine Seidler.

Gemeinsam mit dem oberösterreichischen Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) präsentierte der Minister am Donnerstag in Linz die Liste der Mitglieder des neunköpfigen Gründungskonvents. Sein Ministerium entsendet den Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien, Gerald Bast, sowie den stellvertretenden Vorstand des Instituts für Informatik-Systeme an der Universität Klagenfurt, Martin Hitz, und Johanna Pirker von der TU Graz (Institute of Interactive Systems and Data Science). Das Klimaministerium schickt den Vizerektor der Linzer Johannes Kepler Uni, Christopher Lindinger, und AIT-Aufsichtsrätin Katja Schechtner in das Gremium, der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung den Informatik-Professor Dieter Kranzlmüller von der LMU München und die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft die Vizerektorin der TU Graz, Claudia von der Linden. Das Land Oberösterreich hatte bereits zuvor Geschäftsführerin Christina Rami-Mark vom Metallunternehmen Mark und den CEO des Linzer Softwareunternehmens Fabasoft, Helmut Fallmann, nominiert.

Die konstituierende Sitzung des Gründungskonvents, dessen Mitglieder Polaschek als "ausgewiesene Fachleute aus Wissenschaft und Wirtschaft" und Stelzer als "Vorreiter im Bereich Digitalisierung" lobten, soll Anfang Oktober stattfinden. Das Gremium soll als erstes eine Gründungspräsidentin bzw. einen Präsidenten finden und mit ihm dann die ersten Schienen legen - von der Erstellung der vorläufigen Curricula bis hin zur Bestellung von Professoren.

Die Präsidentin der Universitätenkonferenz (uniko), Sabine Seidler, betonte im Gespräch mit der APA, der Gründungskonvent habe "eine Riesen-Verantwortung", es warte viel inhaltliche Arbeit. "Der nächste Schritt ist der Reality-Check." So sei etwa zu klären, wie die neue Uni an das bestehende Universitätensystem andocke. "Sie kann ja nicht elitär existieren." Bei den Bestellungsverfahren hängt aus ihrer Sicht alles von der Qualitätssicherung ab. Wenn man diese "in den Griff bekommt", könne sie sich auch verkürzte Verfahren vorstellen, wie sie Polaschek zumindest für die Anfangszeit angekündigt hat. Ihre Befürchtung sei allerdings, dass es schwer werde, überhaupt geeignete Leute zu finden, denn "im Bereich der Informatik kommen die Leute mit drei, vier Angeboten", so Seidler.

Die neue Technische Uni in Linz, die auf eine Idee des früheren Bundeskanzlers Sebastian Kurz (ÖVP) zurückgeht, soll ab 2023/24 unter dem Titel "Institute of Digital Sciences Austria" (IDSA) den Betrieb aufnehmen, der Endausbau soll 2036/2037 mit 6.300 Studierenden erreicht sein. Was die Finanzierung angeht, sind für die Gründungsphase 2022 und 2023 18,4 Mio. Euro vorgesehen, die aus der Ministerreserve des Wissenschaftsministeriums gedeckt werden. Ab dem Endausbau im Studienjahr 2036/37 sollen der Universität, die räumlich an die Linzer Uni andocken wird, jährlich 150 Mio. Euro zur Verfügung gestellt werden. Die Errichtungskosten werden ab dem Studienjahr 2023/24 von Bund und Land Oberösterreich gemeinsam 50:50 getragen.

SP-Klubvorsitzender und gf. Parteichef Michael Lindner kritisierte am Donnerstag, dass die "für Oktober zugesagte Planungsenquete zur neuen Digitaluniversität" verschoben worden sei, "obwohl ein Jahr vor Studienstart nach wie vor Fragen ungelöst bleiben". Das sei eine "intransparente Vorgehensweise". Dennoch würden seine Hände weiter ausgestreckt bleiben, das "Leuchtturmprojekt" zeitgerecht umzusetzen.

NEOS-Klubchef Felix Eypeltauer sieht viele offene Fragen und hält es für "essenziell, dass der Gründungskonvent jetzt unabhängig und frei von politischen Einflüsterungen arbeiten kann". Man müsse die Chance auf eine Korrektur des "bislang haarsträubend intransparenten Prozess" unbedingt nutzen.