APA - Austria Presse Agentur

Grüne wollen Prüfung des Pharma-Großhandels

Die Grünen wollen eine generelle Prüfung des Pharmagroßhandels durch die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB). Auslöser ist eine Beschwerde mehrerer Pharmahändler und Apotheker gegen den größten heimischen Pharma-Großhändler Herba Chemosan bei der BWB. Die Apotheken werfen dem Unternehmen vor, Länderkontingente festzuschreiben und Knebelverträge mit Apotheken abzuschließen.

Ralph Schallmeiner, Gesundheitssprecher der Grünen, wünscht sich nun eine Prüfung des gesamten Pharmagroßhandels. "Ich teile den Verdacht, dass der Großhandel das Angebot verknappt" sagte er am Freitag zur APA. Das werde ihm "von Apotheken" nahegelegt. Auslöser seien möglicherweise größere Gewinnspannen in anderen Ländern.

Herba-Chemosan-Sprecher Markus Zirps weist den Vorwurf, sein Unternehmen würde eine Verknappung herbeiführen, als "widersinnig" zurück. Zweifellos gebe es ein Problem, weil derzeit etwa 700 Präparate nicht lieferbar seien, aber Herba-Chemosan beschäftige inzwischen mehrere Leute damit, diese zu beschaffen. Das Problem sei "zumindest europaweit", wenn nicht weltweit zu sehen. Zirps verweist auf Produktionsengpässe in Asien.

Der Verband der österreichischen Arzneimittel-Vollgroßhändler, Phago, sieht den Wunsch nach einer Prüfung des Großhandels gelassen. 2018 habe die Bundeswettbewerbsbehörde im Rahmen der Branchenuntersuchung bereits die Phago-Mitglieder geprüft. "Die BWB hat damals keine Beanstandungen, die in Empfehlungen mündeten, ausgesprochen", so Generalsekretärin Monika Vögele auf APA-Anfrage. Die zunehmenden Liefereinschränkungen seien auch für die Phago-Mitglieder eine enorme Belastung. "Der Großhandel hätte keinen Vorteil von einer Verknappung des Angebots, weil die Spanne, also die Vergütung, die der Großhandel für seine Leistung erhält, gesetzlich festgelegt ist", erinnert Vögele.

Für Schallmeiner ist es auch "eigenartig", dass Großhändler an einzelnen Apotheken beteiligt sind. Auch das solle kontrolliert werden. Zirps bestätigt, dass Herba Chemosan an einigen Apotheken beteiligt sei, das seien alle anderen Großhändler auch. Das sei aus dem Firmenbuch ersichtlich und strikt gesetzlich geregelt. Nach spätestens zehn Jahren müsse der Konzessionär, ein Pharmazeut, die Mehrheit an seiner Apotheke haben. Apotheken mit Chemosan-Beteiligung würden keinesfalls bevorzugt.

Herba Chemosan und Phago verweisen darauf, dass über die Beschwerde bei der BWB noch keine offiziellen Informationen vorliegen und daher im Detail dazu nicht Stellung bezogen werden könne. Laut "Standard" spricht BWB-Chef Theodor Thanner von einer "fundierten Anzeige". Den Vorwürfen werde nachgegangen.