Guantánamo: Uni Graz beleuchtet die dunklen Seiten der Haft

Seit 2001 betreibt die USA das menschenunwürdige Gefängnis
Im US-Gefangenenlager Guantánamo auf Kuba werden auch mehr als 20 Jahre nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 Menschen als mutmaßliche Terroristen festgehalten.

Auf der "Campsconference" an der Universität Graz werden Ende Mai die Auswirkungen von Internierung und Abschottung auf den Menschen diskutiert. Unter den Rednern ist u. a. Mohamedou Ould Slahi, dessen Buch auch unter dem Titel "Der Mauretanier" verfilmt wurde, wie die Universität am Mittwoch ankündigte.

Die viertägige Tagung "Camps, Carceral Imaginations, and Critical Interventions", die in Zusammenarbeit mit der Universität Puerto Rico organisiert wird, erwartet ab dem 30. Mai mehr als 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Mohamedou Oud Slahi stammt aus Mauretanien und wurde etwa vierzehn Jahre lang ohne Anklage im Gefangenenlager Guantánamo Bay inhaftiert. Seine Memoiren gab die US-Regierung 2012 nur mit zahlreichen Schwärzungen frei und dienten als Grundlage für den Film "The Mauretanian" (2021). In der Haft schrieb er weitere Bücher, von denen er eines als "über das Finden des Glücks an einem hoffnungslosen Ort" beschreibt.

Zu den Vortragenden gehören neben Slahi auch Mansoor Adayfi: Der Anwalt und Schriftsteller verbrachte fast fünfzehn Jahre in Guantánamo. Er stammt ursprünglich aus dem Jemen und wurde 2016 nach Serbien entlassen. Seine Artikel wurden unter anderem in der New York Times veröffentlicht. Erwartet wird auch der Brite Moazzam Begg, der 2002 in Pakistan festgenommen und als Terror-Verdächtiger nach Guantánamo Bay überstellt wurde. Darüber schrieb er in seinem Buch "Enemy Combatant". Seit seiner Freilassung im Jahr 2005 kämpft er mit Hilfe der Anwalt-Vereinigung "Cage" gegen Folter und Inhaftierung ohne Gerichtsverfahren und wird darüber in Graz berichten.

Auch ein europäisches Problem

"Gefangenenlager sind nicht nur ein US-amerikanisches, sondern auch ein europäisches Thema", betonte Roberta Maierhofer, Leiterin des Zentrums für Interamerikanische Studien der Uni Graz. Sie verwies auf die erfolgte Festnahme bekannter Guantánamo-Häftlinge in Europa und die intensive Debatte um EU-Flüchtlingslager und geplante Außencamps für Asylsuchende. "Wir wollen außerdem Beispiele des Engagements, Widerstands und Kampfes beleuchten, die als Reaktion auf Inhaftierung entstanden sind", schilderte Maierhofer.

Eingeladen wurde auch der preisgekrönte kurdisch-iranische Schriftsteller Behrouz Boochani. Der frühere Bootsmigrant hat sieben Jahre in einem Lager in Papua-Neuguinea gelebt, bevor er im Jahr 2020 als Flüchtling anerkannt wurde. Sein Leben in dem australischen Geflüchtetenlager beschrieb er in seinem Buch "Kein Freund außer den Bergen: Nachrichten aus dem Niemandsland".

Details zum Programm und zu den Vortragenden der Konferenz "Camps, Carceral Imaginations, and Critical Interventions": https://campsconference-graz.com/

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