APA - Austria Presse Agentur

Hate Crimes sind in Österreich deutlich auf dem Vormarsch

In Österreich wurden im Vorjahr 5.464 vorurteilsmotivierte Straftaten und 6.619 Vorurteilsmotive erfasst.

Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2020, als so genannte Hate Crimes erstmals erhoben wurden. Da eine Tat mehrere Vorurteilsmotive haben kann, übersteigt die Zahl der dokumentierten Vorurteilsmotive die Gesamtsumme der strafbaren Handlungen. Vorurteilsmotivierte Straftaten werden in neun Motiven kategorisiert, die meisten betrafen die Weltanschauung.

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Höchste Zahlen in Salzburg, Wien und Oberösterreich

2.052 Straftaten fallen in die Kategorie Weltanschauung, dahinter folgt nationale/ethnische Herkunft (1.874), Religion (750), Hautfarbe (408), sexuelle Orientierung (376), Geschlecht (354), sozialer Status (287), Alter (266) und Behinderung (252). Am meisten vorurteilsmotivierte Straftaten wurden in absoluten Zahlen in Wien (1.451), Oberösterreich (1.006) und Niederösterreich (809) verzeichnet, relativ zur Wohnbevölkerung jedoch am meisten in Salzburg, Wien und Oberösterreich. Das geht aus dem am Freitag publizierten Hate Crime Bericht 2021 hervor.

Österreichweit wurden im Jahr 2021 74,2 Vorurteilsmotive bei 61,3 Straftaten pro 100.000 Einwohner dokumentiert, was im Vergleich zu den Zahlen im Pilotbericht über den ersten Erfassungszeitraum (November 2020 bis April 2021) eine deutliche Steigerung der polizeilichen Erfassung bedeutet (22 Straftaten pro 100.000 Einwohner in 6 Monaten).

68,8 Prozent der vorurteilsmotivierten Straftaten innerhalb des Erfassungszeitraums konnten bereits durch die Polizei aufgeklärt werden. Die Aufklärungsquote liegt somit über dem allgemeinen Durchschnitt aufgeklärter Straftaten. Verglichen mit der allgemeinen Polizeilichen Kriminalstatistik 2021 waren die erfassten Tatverdächtigen bei Hate Crimes häufiger Jugendliche und männliche Personen mit österreichischer Staatsbürgerschaft.

Online-Straftaten

Außerdem auffällig war bei antisemitisch motivierten Hate Crimes der hohe Anteil ermittelter Online-Straftaten, vor allem von Verhetzungen und antisemitischen Bildbotschaften. Mehr als die Hälfte muslimfeindlicher Vorurteilsmotive werden hingegen im (halb-)öffentlichen und privaten Raum registriert. Christenfeindlichkeit wiederum äußert sich häufiger in Angriffen auf Sakralstätten, vor allem durch Sachbeschädigungen.

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Seit August 2020 wird die Polizei im Erkennen und Erfassen von Vorurteilsmotiven flächendeckend geschult. Am 1. November 2020 wurde zu deren Erfassung gemäß Opfergruppen im polizeilichen Protokollierungsprogramm die Registerkarte "Motiv" freigeschalten und seitdem ist dies ein fixer Teil der Arbeitsroutine der österreichischen Polizei geworden. Die eingetragenen Daten werden über eine eigens geschaffene Schnittstelle mittels "Elektronischem Rechtsverkehr (ERV)" an die Justiz übertragen.

"Durch die strukturierte Erfassung von vorurteilsmotivierten Straftaten leistet die Polizei einen wichtigen Beitrag für das demokratische Zusammenleben in Österreich. Entscheidend ist aber vor allem das konsequente Vorgehen der Polizei gegen derartige Straftaten. Vor allem im Zuge der Versammlungen der Corona Maßnahmengegner wurden zahlreiche Strafanzeigen wegen Verharmlosung des Holocaust erstattet", sagte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) in einer Aussendung zum Bericht.