APA - Austria Presse Agentur

Hauptverdächtiger in Londoner Agenten-Mord stirbt in Wels

Ein ehemaliger Geheimdienst-Agent ist tot in seiner Welser Wohnung aufgefunden worden. Der Italiener mit dänischem Pass galt als Hauptverdächtiger im 1978 begangenen Mord an dem bulgarischen Dissidenten Georgi Markow in London, bestätigte die oö. Polizei am Dienstag einen Bericht der "Kronenzeitung". Francesco Gullino hatte sich in den 2010er-Jahren als Antiquitätenhändler in Wels niedergelassen, 2014 wurden die Ermittlungen ergebnislos eingestellt.

Ein Arzt hatte Gullinos Tod festgestellt, "es deutet nichts auf Fremdverschulden hin", erfuhr die APA am Dienstag von der Polizei. Laut "Kronen Zeitung" hatte ein Freund den 75-Jährigen gefunden. Gullino habe ihm gegenüber immer beteuert, nichts mit dem Mord 1978 in London zu tun gehabt zu haben.

Bei dem als "Regenschirm-Attentat" bekannten Mord wurde im September 1978 der BBC-Mitarbeiter und Schriftsteller Markow mit Rizin vergiftet. Er wartete auf den Bus, als ihn ein Unbekannter mit seinem Regenschirm anrempelte und davoneilte. Markow wurde krank, innerhalb von vier Tagen starb er. Nach bisherigen Erkenntnissen ist er vergiftet worden, indem ihm eine winzige Rizin-Kapsel per Regenschirm ins Bein gestochen wurde.

Hinter dem Mord wird das damalige kommunistische Regime von Todor Schiwkow in Bulgarien vermutet, das Markow als Journalist beim bulgarischen Dienst der britischen BBC jahrelang angeprangert hatte. Der Anschlag auf den Oppositionellen konnte nie vollständig aufgeklärt werden. Die nach dem Sturz von Schiwkow eingeleiteten Ermittlungen wurden 2014 ergebnislos eingestellt. Im selben Jahr wurde ein Denkmal für Markow in Sofia eingeweiht.

Der als Verdächtige gehandelte Gullino soll unter dem Decknamen "Picadilly" in Bulgarien für das Attentat ausgebildet und großzügig belohnt worden sein. Der deutsche Regisseur Klaus Dexel, der 2012 einen Film über das Regenschirm-Attentat drehte, soll ihn 2013 in Wels aufgespürt haben. "Agent zu sein, war nie verboten - aber mit dem Mord habe ich nichts zu tun", wurde er damals zitiert.