APA - Austria Presse Agentur

Heimische Bauern bereiten sich auf Klimawandel vor

Der Klimawandel mit vermehrter Trockenheit, steigenden Temperaturen sowie Wetterextremen stellt auch die heimischen Bauern vor neue Probleme. Die Weiterentwicklung des Saatguts für österreichische Bedingungen sei "einer der wichtigsten Bereiche", sagte Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) am Dienstag bei der Wintertagung des Ökosozialen Forums in Wien.

"Die Saatgutunternehmen müssen sich auf den Klimawandel einstellen", so Köstinger. Experten rechnen aufgrund der Klimaveränderung im Ackerbau mit Ernteeinbußen von 10 bis 15 Prozent. Im Grünland könnte es regional sogar bis zu 40 Prozent an Einbußen geben. Zum Beispiel bevorzugen Getreide und Kartoffeln ein gemäßigtes Klima und sind daher besonders vom Klimawandel betroffen. Der Branchenverband Saatgut Austria - die Vereinigung der Pflanzenzüchter und Saatgutkaufleute Österreich - hatte im Jahr 2018 angekündigt die Züchtung "zukunftsfitter" Sorten zu forcieren. Die Landwirtschaftsministerin appellierte auch an die heimischen Konsumenten regional und saisonal einzukaufen, um damit einen Beitrag für eine lokale, umweltfreundliche Produktion zu leisten.

Handlungsbedarf sieht Köstinger außerdem in den heimischen Wäldern. Die Trockenheit und der Borkenkäferbefall haben in den vergangenen Jahren zu großen Schäden geführt. Das Projekt "Wald im Klimawandel" - finanziert von Bund, Ländern und Europäischer Union - soll Waldbesitzern helfen, ihren Wald "klimafit" zu machen.

Für den neuen EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski können kleine und mittlere landwirtschaftliche Betriebe besser auf den Klimawandel reagieren und umweltfreundlicher produzieren. "Es gibt eine historische Chance die Agrarpolitik zu verändern", sagte Wojciechowski am Dienstag in Wien. Große Teile der Agrarförderungen seien bisher an nicht sonderlich umweltschonende Agrargroßbetriebe gegangen.

Das Ökosoziale Forum sucht nun Bauern, die gemeinsam mit Experten eine Strategie zur Klimaanpassung für den eigenen Betrieb entwickeln wollen. "Der Klimawandel ist in der Landwirtschaft angekommen", sagte der Präsident des Ökosozialen Forums und niederösterreichische LHStv. Stephan Pernkopf (ÖVP). Für Pernkopf sind die bäuerlichen Familienbetriebe "Teil der Klimalösung" und nicht "Klimasünder".

Der EU-Agrarkommissar will auch das Bauernsterben in Europa verlangsamen. Zwischen 2005 und 2015 hätten vier Millionen Bauern in der EU aufgehört. Das europäische Statistikamt zählte zuletzt 10,3 Millionen landwirtschaftliche Betriebe und Betriebsleiter. Die Flächen wurden zumeist von anderen Bauern übernommen. Auch in Österreich hat sich der jahrzehntelange Strukturwandel der Landwirtschaft - Stichwort Dienstleistungsgesellschaft - vor und nach dem EU-Beitritt fortgesetzt. In Österreich ist die Zahl der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe seit dem EU-Beitritt von 239.000 auf rund 160.000 gesunken.