APA - Austria Presse Agentur

"Heldinnen"-Schwerpunkt in der Kulturhauptstadt Novi Sad

Brücken als Sinnbild für Zusammenarbeit und Austausch bilden die Leitidee für das Programm der diesjährigen Europäischen Kulturhauptstadt Novi Sad, die coronabedingt von 2021 auf 2022 verschoben wurde. Vier inhaltliche Brücken - "Regenbogen", "Freiheit", "Liebe" und "Hoffnung" - will man hier bauen, gestützt von acht Programmbögen. Nach dem Thema Bildung im April und Mai stehen ab heute, Donnerstag, als zweiter Teil der "Freiheit"-Brücke "Heldinnen" im Fokus.

Mehr als 1.500 kulturelle Veranstaltungen stehen in der zweitgrößten Stadt Serbiens heuer auf dem Programm, gemeinsam mit mehr als 1.700 serbischen, europäischen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern will man die Geschichte der Stadt "durch die Vision gemeinsamer europäischer Werte, aber auch Herausforderungen erzählen", wie es im Programm heißt. In den kommenden Wochen liegt der Schwerpunkt auf den "Heldinnen" aus Wissenschaft, Kunst und Aktivistinnen. Kurz: "Frauen, die die Welt verändert haben."

Dabei stehen vor allem vier Frauen im Zentrum: Mileva Marić Einstein, die als erste Serbin ein Mathematik- und Physik-Studium absolvierte (und später Albert Einstein heiratete), ist ein Stück gewidmet: "Mileva" stammt aus der Feder von sechs serbischen Autorinnen und wird von der Regisseurin Anica Tomić am Serbischen Nationaltheater in Szene gesetzt. Der Dichterin Milica Stojadinović (1828-1878) ist ein Festival im Nationalpark Fruška Gora gewidmet, nach der Aktivistin Milica Tomić (1859-1944) sind Programmpunkte rund um das Thema Feminismus benannt.

Hier findet sich auch jene Schau, die bereits in mehreren Städten zu Gast war: Die Sammlung Verbund präsentiert "Feministische Avantgarde" im Museum der Zeitgenössischen Kunst Vojvodina, die am heutigen Donnerstagabend eröffnet. Parallel findet sich im Untergeschoß des 1966 eröffneten Museums die Ausstellung "The Shawl As a Cultural Signifier", die sich dem Schal auf seinem Weg vom traditionellen Brauchtum bis zur Haute Couture widmet, aber auch aktivistische Positionen rund um religiöse Verschleierung aufgreift.

Weitere Programmpunkte der "Heroines" sind ein Konzert der Akkordeonistin Neža Torkar, die in der Synagoge "Matica" der iranischen Komponistin Arshia Samsaminia uraufführt oder das Projekt "Ars E Femmina", das die Stellung der Frau im 21. Jahrhundert thematisieren will. Dabei versammeln sich neun Frauen der Provinz Vojvodina mit unterschiedlichen Zugehörigkeiten von der Serbin bis zur Ungarin, von der Jüdin bis zur Roma, um sich über alle Sparten der Kunst hinweg zu vernetzen und Harmonie, Toleranz und Multikulturalismus zu feiern. Das Literaturfestival "Heldinnen im Zenit" und die Multimedia-Ausstellung "Gedächtnis der europäischen Frauen" über die Geschichte der Frauenbewegung in Europa sollen ebenfalls dazu beitragen, dass Novi Sad in den kommenden Wochen zur "Hauptstadt des Frauenaktivismus" wird.

(S E R V I C E - "Heldinnen" im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt Novi Sad: Veranstaltungen und Ausstellungen bis zum 12. Juni. Infos unter https://novisad2022.rs/en/home-3/)