APA - Austria Presse Agentur

Herbstlohnrunde startet mit den Metallern

Am morgigen Donnerstag startet die alljährliche Herbstlohnrunde. Eingeläutet wird sie traditionell von den Metallern, es folgt der Handel. 2020 gab es ungewöhnlich rasche Abschlüsse auf Höhe der Jahresinflationsrate von 1,45 Prozent, heuer werden deutlich schwierigere Verhandlungen erwartet. Die Arbeitnehmer pochen auf eine kräftige Erhöhung und verweisen auf die stark anziehende Wirtschaft und die steigende Inflation, die Arbeitgeber hingegen bremsen die Begeisterung.

Die erste Überraschung bei den Kollektivvertragsverhandlungen hat es jedenfalls schon vor der Übergabe der Forderungen der Gewerkschaften an die Metalltechnische Industrie gegeben. Diesmal war ihnen das Metallgewerbe zuvorgekommen - wie hoch das geforderte Gehaltsplus ist, wird aber erst morgen gegen Mittag von den Chefverhandlern auf Gewerkschaftsseite, Rainer Wimmer (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA), bekanntgegeben.

Einen kleinen Ausblick hat Wimmer aber schon ermöglicht: "In diesem Jahr fordert die Pro-GE neben kräftigen Erhöhungen der Mindest- und Ist-Löhne sowie der Lehrlingseinkommen unter anderem ein höheres Feiertagsarbeitsentgelt, 24. und 31. Dezember arbeitsfrei bei Entgeltfortzahlung und ein Bekenntnis zu fairen Arbeitsbedingungen für überlassene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer."

Vergangene Woche hatten die Arbeitgeber bereits ihre Verhandlungsposition dargelegt: Die Produktion wird heuer lediglich knapp das aufholen, was im Vorjahr verloren gegangen ist - auf den Margen lasten die Lieferengpässe und die Lohnstückkosten liegen deutlich über dem Schnitt in der Eurozone. Ein Abschluss der Kollektivvertragsverhandlungen "mit Vernunft und Augenmaß" sei daher nötig, so Christian Knill, Obmann der Arbeitgeberseite und Industrieller in der Steiermark.

Wirtschaftsforscher Helmut Hofer vom IHS wiederum meinte: "Man erwartet ja auch für nächstes Jahr ein relativ gutes Bild, also ist zweieinviertel Prozent sicherlich tragbar und wird wahrscheinlich sogar höher werden, nehme ich an." Zur Erklärung: Die Basis für die Verhandlungen ist die Jahresinflationsrate von 1,89 Prozent, dazu kommt noch die gestiegene Produktivität. Nachdem die Teuerung über lange Zeit stabil bei unter zwei Prozent gelegen ist, hat sie zuletzt deutlich Fahrt aufgenommen, aktuell beträgt sie 3,2 Prozent.

Die Entstehung des Kollektivvertrages (KV) geht auf die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts zurück. Mittlerweile werden jährlich etwa 450 Kollektivverträge zwischen den Sozialpartnern abgeschlossen. Eine Bezahlung von Mitarbeitern unter Kollektivvertrag ist verboten. In Österreich fallen fast alle Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen unter Kollektivverträge, in Deutschland sind es nur etwa 50 Prozent.