APA - Austria Presse Agentur

Heumarkt: Wien verweist Blümel auf Managementplan

Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hat Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) auf den Brief geantwortet, den der Bund kürzlich ins Rathaus geschickt hat - und in dem ersucht worden war, die weitere Vorgangsweise im Zusammenhang mit dem Heumarkt darzulegen. Im Schreiben Wiens wird nun auf jenen Managementplan verwiesen, der helfen soll, das Welterbeprädikat für das Zentrum zu bewahren.

Anlass für die Anfrage aus dem Bund waren Feststellungen, die in einem aktuellen UNESCO-ICOMOS-Bericht enthalten sind. Der Denkmalrat geht davon aus, dass das geplante Bauprojekt mit seinem 66 Meter hohen Wohnturm das Stadtbild zerstören würde. Damit droht der endgültige Verlust des Prädikats "Weltkulturerbe" für das historische Zentrum der Bundeshauptstadt. Auf der sogenannten Roten Liste befindet sich die City bereits.

Bürgermeister Ludwig versichert Blümel nun in seiner Antwort, dass der Erhalt der Welterbestätte "höchste Priorität" habe. Die Erkenntnisse des Berichts müssten nun analysiert werden. Sie würden jedenfalls in den Managementplan eingearbeitet werden - wobei der "Entwicklungsprozess" einen Zeitraum von rund zwei Jahren in Anspruch nehmen dürfte, wie es heißt.

Gleichzeitig betonte der Bürgermeister, dass man aber auch zeitgemäße Stadtentwicklung ermöglichen solle. Immerhin sei Wien seit Aufnahme der Innenstadt in die Welterbeliste 2001 um 350.000 Einwohner gewachsen. Der "Grat zwischen Schutz und Entwicklung" sei ein sehr schmaler, wie Ludwig in dem Schreiben festgehalten hat.

Für die ICOMOS-Experten sei eher der Schutz- und weniger der Entwicklungsgedanke im Vordergrund gestanden, mutmaßte Ludwig. Er stellte auch klar, dass es aus rechtlichen Gründen nicht möglich sei, einen sofortigen Planungsstopp zu erwirken.

Er sei in einem guten Dialog mit allen Beteiligten, sowohl mit der UNESCO als auch mit dem Projektwerber, versicherte Ludwig am Montag im Gespräch mit Journalisten. Es gehe jedenfalls auch darum, die Situation am Heumarkt zu verbessern: "Es wird ja niemand sagen, dass die jetzige Situation eine gute ist." Auch die UNESCO habe erkannt, dass das Thema nicht nur in Wien virulent sei: "Es gibt auch Städte, die das Weltkulturerbe von sich aus bereits zurückgegeben haben, das wollen wir nicht."

"Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir hier eine gemeinsame Lösung finden", sagte der Stadtchef - der laut eigenen Angaben auch bereits mit Wertinvest-Chef Michael Tojner gesprochen hat. Die Frage, ob man dem Projektwerber in irgendeiner Form entgegenkommen könnte, wollte Ludwig mit Verweis auf die laufenden Verhandlungen nicht beantworten. Tojner hat sich mittels städtebaulichem Vertrag auch verpflichtet, in die Infrastruktur des Areals zu investieren. Hier steht nun eine mögliche Lockerung der Auflagen im Raum, falls der ursprünglich mit 73 Metern bemessene Turm erneut reduziert wird.

Dass der Bund - wie zuletzt angedeutet - Wien in der Heumarkt-Causa eine Weisung erteilen könnte, befürchtet Ludwig nicht, wie er beteuerte: "Ich bin Bürgermeister und Landeshauptmann von Wien und in einer solchen Situation fürchtet man einmal gar nichts. Ich bin interessiert an einer sehr konstruktiven Diskussion." Blümel und Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) unterstellt der Bürgermeister parteipolitische Motive. Es sei wohl kein Zufall, dass diese die Parteivorsitzenden der ÖVP bzw. der FPÖ in Wien seien, sagte er.