APA - Austria Presse Agentur

Hilfswerk fordert signifikante Erhöhung des Pflegegeldes

Das Hilfswerk will das Thema Demenz enttabuisieren und hat dazu am Freitag eine Pressekonferenz mit Präsident Othmar Karas gegeben. Karas, der ÖVP-Spitzenkandidat für die EU-Wahl ist, forderte allen voran eine "signifikante Erhöhung des Pflegegeldes in allen Stufen".

Auf konkrete Zahlen wollte sich das Hilfswerk nicht festlegen, man wies aber darauf hin, dass das Pflegegeld seit seiner Einführung einen Kaufkraftverlust von 35 Prozent erfahren habe. Verlangt wird zudem, den Erschwerniszuschlag bei demenziell Erkrankten von derzeit 25 Stunden auf mindestens 30 bis 35 Stunden zu erhöhen.

Die Einstufungskriterien im Pflegegeldsystem müssten grundlegend reformiert werden. Denn der erhöhte Unterstützungsbedarf bei Demenz lasse sich kaum auf physische Beeinträchtigungen, sondern in erster Linie auf neurologische (etwa Gedächtnisleistungen), psychiatrische (Angstzustände, Verwirrtheit), psychosoziale (Strukturlosigkeit) und lebenssituative (Wohnsituation, soziale Einbindung) Aspekte zurückführen. Einstufungskriterien, die dies berücksichtigen, würden die Lebensrealitäten von Menschen mit Demenz und deren pflegender Angehöriger sowie den herausfordernden Pflege- und Betreuungsalltag stärker abbilden.

Als führender Träger in der Pflege und Betreuung älterer und chronisch kranker Menschen warnte das Hilfswerk vor "Sackgassen im gesellschaftlichen und politischen Umgang mit Demenz" und fordert dringend notwendige Maßnahmen statt gut gemeinter "Folklore" ein. "Demenz ist kein Einzelereignis", sondern ein Zustand, der bei jedem vierten Über-80-Jährigen und fast jedem zweiten Über-90-Jährigen eintritt.

Derzeit sind rund 130.000 Österreicher von demenziellen Beeinträchtigungen betroffen. Bis zum Jahr 2030 wird sich die Zahl der Menschen mit Demenz etwa verdoppeln. "Demenz ist der häufigste Grund für Pflegebedürftigkeit", erläuterte Demenz-Experte Raphael Schönborn. Die meisten Menschen mit Demenz werden zuhause gepflegt, nämlich über 70 Prozent und die meisten von ihnen seien Frauen.

Neben der Pflegegeld-Erhöhung brauche es dringend Angebote in der Fläche, die möglichst viele entlasten und keine Vorzeigeprojekte, so Karas. Das Hilfswerk fordert zudem "ein Ende mit dem Herumdoktern an einem System, das vor einem Vierteljahrhundert geschaffen und bereits mehrfach punktuell adaptiert, aber nicht systematisch evaluiert und weiterentwickelt wurde". Es brauche eine systematische Modernisierung des Pflegegeldsystems.