Hochwasser und Verkehrsbehinderungen im Süden Österreichs

Die Hochwassersituation entspannte sich etwas
In den Überschwemmungsgebieten Südösterreichs stabilisierte sich die Lage aufgrund des nachlassenden Regens. In der Nacht auf Samstag mussten dennoch Evakuierungen u.a. in St. Paul im Lavanttal (Bezirk Wolfsberg) bzw. im südsteirischen Leibnitz vorgenommen werden. In der Steiermark und Kärnten standen am Samstag je rund 2.500 Feuerwehrleute im Einsatz, gesamt rund 5.000 Kräfte. Die beiden Landesregierungen bzw. die Bundesregierung sicherten rasche Hilfe zu.

In den Kärntner Bezirken Wolfsberg und Völkermarkt waren gefährdeten Gebäude evakuiert und Hochwasserschutzelemente aufgestellt worden. Kritisch war die Lage einige Zeit auch in Viktring, einem südlichen Vorort der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee. Hier konnte die Lage inzwischen laut Stadtkommunikation Klagenfurt erfolgreich stabilisiert werden. Die Zivilschutzwarnung hier wurde allerdings vorsorglich erneuert. Unter Beobachtung stand die Lage bei den Treimischer Teichen oberhalb einer Geländestufe bzw. westlich von Viktring, in welche die Bäche aus dem Keutschacher Tal entwässern. Die Behörden der Landeshauptstadt wiesen darauf hin, dass das Kanalnetz an der Grenze der Belastbarkeit sei. Die Bevölkerung wurde gebeten, kein Wasser in den Känale zu pumpen.

In Lavamünd, zwei Campingplätzen am Gösselsdorfer See bzw. Turnersee und in der Ferlacher Ortschaft Waidisch wurden Menschen in Sicherheit gebracht. In Kärnten wurde für neun Gemeinden in den Bezirken Völkermarkt und Wolfsberg Zivilschutzwarnung gegeben, in den Gemeinden St. Paul im Lavanttal und Loibach Zivilschutzalarm. An zahlreichen Stellen in Unterkärnten rutschten Hänge ab und verlegten Straßen.

Im ersten Teil der Nacht auf Samstag fiel der Regen nicht ganz so stark aus wie befürchtet - am Vormittag war er in manchen Teilen der Steiermark und Kärntens laut Wetterberichten in leichten Regen bzw. Nieseln übergegangen. Rund 2.500 Feuerwehrleute und 100 Bundesheer-Soldaten waren im Einsatz, unterstützt von einem 70-köpfigen Katastrophenhilfszug der Feuerwehr aus NÖ. Nördlich von Eisenkappel waren zehn Katastrophenfachkräfte mit schwerem Pioniergerät an der Arbeit. 20 Pioniere unterstützten die Feuerwehr im Raum St. Paul im Lavanttal und weitere 20 Soldatinnen und Soldaten halfen rund um Viktring den lokalen Einsatzkräften beim Errichten von Hochwassersperren. Ein Transporthubschrauber AB-212 flog Logistikeinsätze.

Trotz all der Einsätze gab es noch Zeit für grenzüberschreitende Hilfsaktionen: Im slowenischen Mežica half die Besatzung eines Notarzteinsatzfahrzeuges aus dem Bezirk Völkermarkt. Die Rettungskräfte konnten ein 14 Tage altes Baby wohlbehalten gemeinsam mit seiner Mutter ins Klinikum Klagenfurt bringen, wie Rotkreuzsprecherin Melanie Reiter am Samstag mitteilte.

In der Steiermark herrschte für die Bezirke Deutschlandsberg, Leibnitz und Südoststeiermark Zivilschutzwarnung, in mehreren Gemeinden Katastrophenalarm. In der Nacht auf Samstag mussten u. a. 27 Bewohner eines Seniorenheims in Leibnitz evakuiert werden, wie der Leiter der Katastrophenschutzabteilung des Landes, Harald Eitner, bei einer Lageeinweisung für LH Christopher Drexler (ÖVP) und LHStv. Anton Lang (SPÖ) bekannt gab. Für Evakuierte wurden zwei Notschlafstellen in Leibnitz bzw. Gosdorf eingerichtet, mit 120 bzw. 100 Plätzen, so der Leiter der Landeswarnzentrale, Günter Hohenberger. In Leibnitz wurde eine Feldküche des Roten Kreuzes errichtet. In der Steiermark stand das Bundesheer seit Freitagabend mit rund 130 Soldatinnen und Soldaten im Assistenzeinsatz.

Laut dem Hochwasserkoordinator des Landes, Christoph Schlacher, seien von 19 betroffenen Rückhaltebecken in der Südoststeiermark fast alle voll. Im südweststeirischen Raum seien von 30 Rückhaltebecken zehn "im Vollstau". Von den Flüssen habe bisher nur die Sulm die rote Hochwassermarke erreicht. "Es deutet sich Entspannung an", wenngleich die schlimme Lage noch nicht vorbei sei.

Hohenberger zufolge sei der "Feind" ein Genua-Tief, das über den Großraum nordöstliches Italien, Slowenien und eben Kärnten und die Steiermark ziehe. "Glücklicherweise haben sich die Prognosen zu großen Niederschlagsmengen in der Nacht auf Samstag nicht bewahrheitet. Gestern hatten wir in manchen Bereichen der Südsteiermark bis zu 170 Liter Regen pro Quadratmeter, nun sind bis 30 bis 50 Liter dazugekommen", so der LWZ-Chef. "Im Moment sieht es so aus, als ob wir vom Dauerregen zum Schauerregen übergehen", sagte Hohenberger. Diese Regenmengen dürften auch für Kärnten gelten, wo am Freitag an manchen Stellen bis zu 200 Liter pro Quadratmeter gefallen waren.

Die beiden steirischen Landesspitzen, Drexler und Lang, betonten die unglaublichen Leistungen der Einsatzkräfte, allen voran der Feuerwehrleute. "Wir können nur froh sein, dass wir mit diesen so eine starke Stütze der Gesellschaft haben", sagte Drexler. SPÖ-LHStv. Lang sagte: "Wir waren gestern voll Sorge wegen drohender weiterer heftiger Regenfälle, das ist Gott sei Dank nicht so gekommen. Das Land wird rasch und unbürokratisch helfen", versicherten Lang und Drexler.

Die Bundesregierung hat am Samstag angekündigt, Geld aus dem Katastrophenfonds für die vom Hochwasser heimgesuchten Regionen bereitzustellen. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) sagte: "Die Menschen in den betroffenen Regionen können sich auf uns verlassen." Vizekanzler Werner Kogler: "Die verheerenden Unwetter im Süden des Landes zeigen uns, mit welcher Wucht die Klimakrise auch Österreich trifft." Laut Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) stünden "aus dem Katastrophenfonds ausreichend finanzielle Mittel bereit".

Kärntens LH Peter Kaiser und Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner (beide SPÖ) begrüßten die Ankündigung der Bundesregierung. "Es gilt jetzt, rasch eine Bestandsaufnahme zu machen und zu eruieren, wo die Bundesmittel im Sinne der schwer getroffenen Bevölkerung eingesetzt werden können", waren sich Kaiser und Fellner einig. Auch von Seiten des Landes werde alles getan, um die Betroffenen in allen Bereichen bestmöglich zu unterstützen.

Im südlichen Burgenland hat sich die Lage nach den jüngsten Niederschlägen entspannt. In den Bezirken Jennersdorf, Güssing und Oberwart waren nach Angaben der Landessicherheitszentrale (LSZ) noch einige Einsätze im Gange, die etwa Pumparbeiten betrafen. Die Pegel würden fallen. Es seien nur mehr geringe Mengen an Niederschlag zu erwarten, sagte ein LSZ-Sprecher. Auch hier wurde das Bundesheer angefordert.

In Sachen Verkehr blieb die Situation laut ÖAMTC vor dem Karawankentunnel (A11) angespannt: In beiden Richtungen betrug die Wartezeit teilweise zwischen einer und eineinhalb Stunden. In Slowenien war die Hochwasser-Situation anhaltend kritisch. Der ÖAMTC appellierte an Reisende, auch bei Verkehrsbehinderungen auf Autobahnen zu bleiben. In den Kärntner Bezirken Völkermarkt und Wolfsberg waren die kleineren Grenzübergänge zu Slowenien nach wie vor nicht passierbar, auch der Loiblpass (B91) blieb geschlossen. In Slowenien selbst war die Sperre der A1 zwischen Ljubljana und Celje weiterhin aufrecht.

In Slowenien waren zahlreiche Landesteile von katastrophalen Überschwemmungen betroffen, darunter auch Vororte der Hauptstadt Ljubljana. Besonders kritisch war die Lage in der Region Koroška in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Überschwemmungsgebieten Kärntens und der Steiermark.

(S E R V I C E - Das Rote Kreuz bittet um Spenden unter IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144, BIC: GIBAATWWXXX, Erste Bank: BLZ: 20.111, Kennwort: Hochwasser)

Kommentare