APA - Austria Presse Agentur

Holz-Knappheit soll sich ab Herbst etwas entspannen

Die heimische Holzindustrie erwartet eine leichte Entspannung am Rohstoffmarkt ab Herbst. Vor allem der weltweite Bauboom und niedrige Lagerstände haben die Holzpreise und Lieferzeiten nach oben schnellen lassen. "Die Produktion läuft auf gutem Niveau", sagte der Obmann des WKÖ-Fachverbands Holzindustrie, Herbert Jöbstl, am Mittwoch bei einem Online-Pressegespräch. Nach dem Sommer werde sich die Lage "etwas einpendeln".

Seit Mitte 2020 verzeichnet die Holzindustrie eine hohe Nachfrage nach Holzprodukten, vor allem aus dem Bau- und Renovierungsbereich sowie der Verpackungsindustrie. Der Preis für Schnittholz und Rundholz ist von einem tiefen Niveau stark gestiegen. "Es gibt Lieferengpässe und längere Lieferzeiten", sagte Jöbstl. Die Lieferproblematik habe man seit Ende 2020 und die Situation halte an. "Priorität hat die Versorgung langjähriger Kunden und der Heimatmarkt", so der Holzindustrie-Vertreter.

Im Coronajahr 2020 sank der Produktionswert der Holzindustrie im Vergleich zum Jahr davor um 4,7 Prozent auf 8,03 Mrd. Euro. Die Exporte gingen um 5,6 Prozent auf 5,6 Mrd. Euro zurück, die Importe verringerten sich leicht um 1 Prozent auf 4,7 Mrd. Euro. Im ersten Lockdown brach die Nachfrage ein und die Betriebe gingen teilweise in Kurzarbeit, vor allem im zweiten Halbjahr lief es dann aber für die Holzindustrie deutlich besser. Die knapp 1.300 holzverarbeitenden Unternehmen in der Bauprodukt-, der Möbel-, der Platten-, der Säge- und der Skiindustrie sowie in weiteren holzverarbeitenden Betrieben beschäftigten 2020 rund 28.000 Mitarbeiter.

Für 2021 erwartet der Fachverbandsobmann zumindest den Produktionswert von 2019 zu erreichen. "Hoffentlich wird es ein bisschen mehr." Genauere Prognosen könne man für heuer derzeit aber nicht machen.

Der stellvertretende Obmann des Fachverbands, Andreas Ludwig, sprach sich gegen Exportbeschränkungen für Holz aus. Holzbaubetriebe hatten dies aufgrund der Holzmaterial-Knappheit und der hohen Holzpreise gefordert. Die schlechteste Maßnahme sei "in den Markt einzugreifen", sagte Ludwig. Man wolle nicht in die Planwirtschaft. Die gestiegene Nachfrage werde zu einer höheren Produktion führen, erwartet der Branchenvertreter.

Das Economica Institut hat im Auftrag des Fachverbands die wirtschaftliche Bedeutung der Holzbranche berechnet. Die gesamte Bruttowertschöpfung der Forst- und Holzwirtschaft belief sich zuletzt auf 20,4 Mrd. Euro. Knapp 300.000 Arbeitsplätze würden unmittelbar und mittelbar durch die Holzwirtschaft gesichert, sagte der Leiter des Economica Instituts, Christian Helmenstein. Der Ökonom sieht bei den Holzpreisen derzeit "keine Preisexplosion". Über die Jahre habe es ein Überangebot inklusive Preisverfall gegeben. Die deutlichen Preissteigerungen gebe es nun aufgrund einer Verfügbarkeitsknappheit, so Helmeinstein. Aufgrund der Knappheit würden Betriebe nun auch innovativere Lösungen suchen.

Auch im Hinblick auf die Klimaziele rückt Holz stärker in den Fokus. "Holz zieht CO2 aus der Atmosphäre und speichert Kohlenstoff - die Produkte unserer Industrie unterbinden damit CO2-Emissionen", so der Fachverbandsobmann. Auch der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber forderte bei einer Webkonferenz des Österreichischen Biomasse-Verbandes am Mittwoch den Baustoff Holz stärker einzusetzen. Holz müsse zum wichtigsten Rohstoff für den Gebäudesektor werden, so der Klimaforscher. "Wenn wir die Klimaerhitzung nicht durch Nutzung des Waldes abmildern, müssen wir künftig über keine Funktion des Waldes mehr diskutieren", sagte Schellnhuber.