APA - Austria Presse Agentur

Hoteliers wollen Aufschub für neue Regeln beim Online-Zahlen

Ab 14. September müssen sich Kunden bei Online-Zahlungen doppelt "ausweisen", schreiben EU-Regeln vor. Das sei aber zu früh, weder Kunden noch Firmen seien dafür bereit, Zahlungsausfälle drohen, meint die Hoteliervereinigung am Donnerstag und fordert einen Aufschub. Und sie erhält Unterstützung durch die NEOS, die sich umgehend ebenfalls für einen Aufschub stark machten.

Laut zweiter Zahlungsdiensterichtlinie der EU (Payment Services Directive/PSD2) muss man sich ab 14. September bei elektronischen Zahlungen mit zwei unterschiedlichen Kriterien ausweisen. Dabei stehen drei Kriterien zur Auswahl: ein PIN oder Passwort (den man wissen muss), eine Karte oder Smartphone (die man besitzen muss) oder ausgewählte biometrische Kennzeichen (Fingerabdruck, Gesichtserkennung, Iris, Stimme). Der Doppelcheck mit zwei verpflichtenden Sicherheitsabfragen bei Online-Bezahlvorgängen soll mehr Sicherheit im Zahlungsverkehr bringen.

An diesem Zeitplan festzuhalten sei "unverantwortlich" meint Walter Veit, Vizepräsident der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), denn Karteninhaber und Unternehmen seien nicht ausreichend vorbereitet. Das untermauere eine österreichweite Umfrage in der Qualitätshotellerie wonach nur 12 Prozent der Top-Hotels gut informiert seien, die Hälfte habe noch nie davon gehört. Im Branchendurchschnitt würde es noch schlechter aussehen. Von der Umstellung betroffen seien 18 Prozent der Zahlungen.

Laut ÖHV sagen Kreditkartenunternehmen und Zahlungsdienstleister, dass Bezahlvorgänge vermehrt abgebrochen würden. Sollten aber Zahlungen im großen Stil abgebrochen werden, dann "können EU-Bürger nicht einkaufen oder Urlaube buchen und Betriebe ihre Mitarbeiter nicht bezahlen".

Die von der Europäischen Bankenaufsicht gewährte Umstellungsfrist von 18 Monaten hätte reichen müssen, habe es aber nicht, so Veit. Daher solle Österreich die Initiative ergreifen und einen EU-weiten Umdenkprozess einleiten.

Unterstützung der NEOS hat Veit jedenfalls: "Der Zeitplan zur Einführung dieser Richtlinie muss dringend neu überdacht werden. Anderenfalls würden Zahlungen, die nicht dem neuen Regulativ entsprechen, dann nicht mehr abgewickelt. Was wiederum massive Auswirkungen sowohl auf die Liquidität der betroffenen Betriebe als auch auf Kunden, Lieferanten und in weiterer Folge wohl auch auf die Gehälter der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätte", so NEOS-Tourismussprecher Sepp Schellhorn.

Auch der österreichische Handelsverband hatte Mitte Juni eine längere Übergangsfrist für die EU-Zahlungsdiensterichtlinie gefordert. "Angesichts der umfangreichen technischen Vorgaben der PSD2 haben viele betroffene Unternehmen Schwierigkeiten, diese rechtzeitig umzusetzen", hieß es damals vom Handelsverband.

Unterdessen drängt die WKÖ auf Verschiebung. "Wir begrüßen daher, dass die Europäische Bankenaufsichtsbehörde bereits grundsätzlich die Möglichkeit eines Aufschubes geschaffen hat, so WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf am Donnerstag. Die Wirtschaftskammer steht nach eigenen Angaben bereits mit der FMA "in konstruktiven Gesprächen." Damit die Umstellung für die betroffenen Betriebe und die Kunden "möglichst reibungslos" verlaufe, müsse es "ausreichend Zeit für die technischen Umstellungen" gebe, sagte Kopf.