APA - Austria Presse Agentur

IKG-Präsident Deutsch freut sich über Vertrauensvorschuss

Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien, Oskar Deutsch, sieht in seiner Wiederwahl einen Vertrauensbeweis, aber auch einen Vertrauensvorschuss. Er hatte bei der konstituierenden Sitzung des neuen Kultusvorstandes 22 von 23 Stimmen erhalten. Als Schwerpunkte nannte er im Gespräch mit der APA neben aktuellen Herausforderungen auch das Engagement für ein Shoah-Zentrum in Wien sowie die Renovierung des Stadttempels anlässlich des 200-Jahr-Jubiläums.

Stolz zeigte sich Deutsch auf die Koalition im Kultusvorstand, die zur höchsten Zustimmung für einen Präsidenten seit 1945 geführt habe. Dabei handle es sich sowohl um Vertreter säkularer Listen als auch um traditionelle, orthodoxe, ashkenasischer und sefardischer Gruppen. "Wir wollen alle Gutes für die Mitglieder tun, egal, wo sie geboren sind", begründete er die breite Zustimmung für seine Person. Das zeige sich etwa in der Unterstützung jener, die von der Inflation besonders betroffen sind.

Als konkrete Beispiele führte der wiedergewählte IKG-Präsident etwa die Schulstartaktion an, die bereits im vergangenen Jahr angelaufen ist. Dabei greife man Eltern unter die Arme, die sich benötigte Utensilien für ihre Kinder nicht leisten können. Zum traditionellen Lichterfest Hanukkah habe es zudem jeweils 100 Euro für Mindestpensionisten gegeben. "Ich befürchte, dass wir aufgrund der wirtschaftlichen Situation vielen Menschen, auch jenen aus der Mittelschicht, helfen müssen", so Deutsch.

Auch der Kampf gegen das "Krebsgeschwür" Antisemitismus wird weiterhin auf der Tagesordnung des IKG-Präsidenten stehen. Dieser ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Deutsch setzt dabei nicht nur auf die weitere gute Zusammenarbeit mit der Politik, etwa in der Person von Verfassungsministerin Karoline Edtstadler und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (beide ÖVP) sowie Vertretern von SPÖ, Grünen und NEOS. Das Engagement gegen diese Tendenzen müsse auch in der Zivilbevölkerung ankommen, betont er.

Ein Mittel zur Bewusstseinsbildung kann laut dem IKG-Präsidenten die Errichtung eines großen "Shoah-Zentrums" in Wien nach dem Vorbild derartiger Einrichtungen in Israel und den USA sein, ein Wunsch den er bereits im APA-Interview im Sommer geäußert hatte. Es gebe immer weniger Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, begründet er abermals den Vorstoß und: "Es würde dem Staat gut zustehen, so etwas hier zu haben."

Ein künftiges Großprojekt ist hingegen bereits auf Schiene: Die Renovierung des Stadttempels in der Wiener Seitenstettengasse. 2026 wird dieser 200 Jahre alt. Obwohl die Einrichtung stark verwüstet worden sei, habe das Gebetshaus die Shoah überlebt, betont Deutsch. Zum Abschluss soll der Stadttempel mit einem "spannenden Fest" wieder eröffnet werden.

Optimistisch zeigt sich Deutsch auch, was die Mitgliederzahl der IKG betrifft. Zwar hat diese über die Jahrzehnte - auch aufgrund von Todesfällen - abgenommen. Im vergangenen Jahr habe man aber etwa 400 neue Jüdinnen und Juden gewonnen - die Hälfte davon seien Vertriebene aus der Ukraine. Der Rest sind etwa zugezogene EU-Bürger. Aber: "Ich wünsche mir natürlich, dass es noch viel mehr werden."