Im Sand verlaufen: "Aida" in der Oper Burg Gars

Li King in der Titelpartie von "Aida" auf der Burg Gars
Mit Giuseppe Verdis "Aida" ist die letzte Saison von Johannes Wildner als Intendant der Oper Burg Gars buchstäblich im Sand verlaufen. Regisseur Philipp Harnoncourt hat das Bühnenbild in die ägyptische Wüste verwandelt, in der die Darsteller einigen Staub aufwirbeln.

Jede Menge billiger Wortspiele bieten sich natürlich an. Einige davon hat Wildner in seiner wie stets launigen Begrüßung selbst verwendet. Er habe in der Oper Burg Gars in den vergangenen zehn Jahren "nichts auf Sand gebaut", sondern "eine Ruine zum Opernhaus Waldviertel" gestaltet. Außerdem begrüßte er die österreichischen Steuerzahler, durch deren Beiträge die Oper erst möglich werde.

"Sandkastenspiele beschäftigen uns ein Leben lang", ergänzte Wildner und spielte damit auf das Regiekonzept Harnoncourts an. Kinder und Tiere sind bekanntlich Erfolgsgaranten auf der Bühne. Elefanten konnte man sich in Gars zum Glück nicht leisten, also wurde wenigstens ein Spielzeugelefant gefilmt und auf eine Leinwand projiziert. Ein bisschen Spaß muss ja sein. Und drei Kinder spielen anfangs friedlich in der Sandkiste. Das sollen Amneris, Aida und Radames sein. Dass die verschleppte äthiopische Königstochter, die ägyptischen Königstochter und der spätere Feldherr als Kinder befreundet gewesen sein sollen, ist ein netter Wunschgedanke, aber doch sehr illusorisch.

Wie schon oft in Gars hinterlassen die Damen den besseren Eindruck. Die georgische Mezzosopranistin Nana Dzidziguri erhielt als Amneris den meisten Beifall, Li Keng in der Titelrolle stand ihr nicht nach und konnte auch darstellerisch überzeugen (an diesem Abend fast eine Besonderheit). Als Radames stapfte Oscar Marin durch den Wüstensand: ein wenig überzeugender Tenor, der sich zum wiederholten Mal in Gars abplagte. Als König hatte man Krzysztof Borysiewicz wie einen Faschingsprinzen ausstaffiert. Überhaupt sahen die Kostüme eher nach Hobbykurs-Fantasy aus.

Seltsam unbeholfen wirkten die Massenszenen, in denen die Statisten scheinbar ratlos umhertappen und selten zu geschlossenem Auftreten finden. Chor und Solisten agieren nicht nur auf der Bühne, sondern auch aus dem Zuschauerraum, was die klangliche Koordination meist zum Problem macht. Nach dreieinhalb Stunden mündet der Abend eine halbe Stunde vor Mitternacht in Erschöpfung. Auch Sandkastenspiele können mitunter sehr anstrengend sein.

Wildner verabschiedet sich am 23. September mit einer Schubertiade von Burg Gars. Seine Nachfolge tritt Kammersänger Clemens Unterreiner an.

(S E R V I C E - Oper Burg Gars: "Aida" von Giuseppe Verdi. Regie: Philipp Harnoncourt. Musikalische Leitung: Johannes Wildner. Mit Li Keng, Nana Dzidziguri, Oscar Marin, Neven Crnic. Vorstellungen bis 5. August. Tickets, Informationen und Pressefotos: www.operburggars.at)

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