APA - Austria Presse Agentur

Im Südbahnhotel will man ab 16. Juli kulturell durchstarten

Neustart am Berg: Nach der Übernahme des Südbahnhotels durch Christian Zeller soll der legendäre Fin-de-Siècle-Bau nun ganzjährig kulturell bespielt werden. Der bisher etablierte Kultur.Sommer.Semmering zieht aus, man gründete stattdessen die neue Südbahnhotel Kultur, die am Freitag in Wien ihre Vorhaben enthüllte. Man wolle vor allem "Menschen auf der Suche nach Lebensfreude" erreichen, umriss die künstlerische Leiterin Ingrid Skovhus die Stoßrichtung.

"Es ist ein magischer Platz mit unendlich vielen Möglichkeiten", zeigte sich Skovhus begeistert vom 1882 eröffneten Hotel, das bis zum Zweiten Weltkrieg für altösterreichische Sommerfrische der Luxusklasse stand, dessen Betrieb allerdings 1976 eingestellt wurde. Seitdem stand die schlossartige, 18.000 Quadratmeter große Immobilie leer. Nun will man wieder durchstarten - passenderweise mit einem Eröffnungswochenende der Südbahnhotel Kultur zum 140-jährigen Bestehen des Baus am 16. und 17. Juli.

Dazu gibt es ein Stationentheater durch das gesamte Haus, an dem sich Stars wie Philipp Hochmair oder Angelika Niedetzky beteiligen. Am Folgewochenende ist dann etwa das Monty Alexander Trio zu erleben, das als Jazzformation einen weiteren Schwerpunkt der künftigen Programmierung einläutet.

Am 27. und 28. August gibt es ein kleines Mahler-Festival in Kooperation mit dem Gustav-Mahler-Festival Steinbach am Attersee, für das etwa Bariton Bo Skovhus und Pianist Stefan Vladar auf den Semmering reisen. An die große Zeit des Hauses anschließen möchte man mit dem großen Sommerball am 9. September. Und das ebenfalls von Zeller finanzierte neue Opernstudio der Volksoper ist ab 26. Oktober für das Format "Operette auf Zimmer 12" zu Gast.

Die Idee sei eine Orientierung am Vier-Gänge-Menü, bestehend aus Kultur/Natur/Wissenschaft/Kulinarik, so Skovhus. Letzteren Punkt verkörpern angesetzte Jazzbrunche oder ein Tag mit dem Burgtheater am 1. Oktober unter dem Titel "Culinaire l'Europe on Tour", wenn Verleger Lojze Wieser ein Gespräch mit Hauschef Martin Kušej, musikalisch-theatrale Schmankerln und ein Menü vergessener Spezialitäten offeriert.

Zumindest bis 2025 ist diese umfassende Bespielung der Anlage möglich, die bis dahin von Neo-Besitzer Christian Zeller wieder zum Hotel inklusive Künstlerresidenzen umgewandelt wird. Aber auch für die Zeit danach gehe man von einem Fortbestand aus. "Unser Atem reicht sehr lange", so Stefan Wollmann als kaufmännischer Leiter augenzwinkernd: "Wenn wir uns gut benehmen, dürfen wir bleiben."

Beim Programmkonzept orientiere man sich an Vorbildern wie dem bayerischen Schloss Elmau. Pro Jahr will man 26.000 Tickets auflegen, so Wollmann. Die Kartenpreise seien dabei sehr divers, würden im Schnitt wohl um die 50 Euro liegen. Zu den Märkten, die man adressiere, gehöre nicht nur Wien. Man wolle auch nach Graz, Slowenien oder Italien die Fühler ausstrecken. Rund 20 Prozent des mit 1,1 Mio. Euro kalkulierten Gesamtbudgets sollen von der öffentlichen Hand kommen, wobei es vom Land Niederösterreich schon eine fixe Zusage gibt. Mit dem Kulturministerium stehe man in "vielversprechenden Verhandlungen".

Gespräche über ein Gastspiel im Haus 2023 gebe es auch mit den Festspielen Reichenau, und ungeachtet aller Dissens mit dem Kultursommer habe man hier weiterhin eine Gesprächsbasis, so Wollmann: "Wir freuen uns, dass am Semmering viel passiert - davon werden alle profitieren."

Schließlich geht es auch beim kulturellen Mitbewerber am Semmering voran. Der Kultur.Sommer.Semmering zieht nach dem nicht vollends friktionsfreien Aus im Südbahnhotel bekanntlich ins benachbarte Grandhotel Panhans - respektive einen eigens entworfenen Kulturpavillon. Die Arbeiten für das vom Architektenteam Mostlikely entworfene Bauwerk auf dem Aussichtsplateau vor dem Panhans beginnen kommende Woche, hieß es nun vom Kultur.Sommer.Semmering.

Bis zu 380 Besucherinnen und Besucher werden dort Platz finden, wenn man am 8. Juli in die neue Festivalära startet. Bis 4. September sind von Intendant Florian Krumpöck über 80 Veranstaltungen angesetzt. Auf etwa 1.000 Metern Seehöhe werden sich über neun Wochen hinweg zahlreiche Protagonisten der heimischen Kulturszene ein Stelldichein geben. Den Auftakt macht Klaus Maria Brandauer, dem etwa Lars Eidinger, Adele Neuhauser, Josef Hader oder Kammersänger Michael Schade nachfolgen. Im Rahmen des literarischen Jahrhundertwendeschwerpunkts widmen sich heuer vier neue Programme dem Schaffen von Stefan Zweig.

(S E R V I C E - www.kultursommer-semmering.at)