APA - Austria Presse Agentur

Immobilienpreise steigen in Wien wieder so stark wie 2013

Der seit dem Jahr 2005 anhaltende Preisanstieg bei Immobilien in Wien hat sich heuer wieder beschleunigt. Im 2. Quartal 2019 legten die Wiener Wohnimmobilienpreise laut Nationalbank im Vergleich zum Vorjahresquartal um 9,8 Prozent zu, nach plus 5,5 Prozent im ersten Quartal. "So eine deutliche Preissteigerung war zuletzt im Jahr 2013 verzeichnet worden", heißt es in einer aktuellen Analyse.

Im restlichen Österreich fiel der Preisanstieg mit plus 3,8 Prozent im zweiten Quartal nach plus 4,1 Prozent geringer aus. Damit setzte sich laut Oesterreichischer Nationalbank (OeNB) der Trend sinkender Zuwachsraten nun zum vierten Mal in Folge fort.

Der OeNB-Fundamentalpreisindikator für Wohnimmobilien zeigt für Wien eine weitere Zunahme der Überbewertung im zweiten Quartal 2019. Der Indikator schnellte gegenüber dem Vorquartal um 3,2 Prozentpunkte auf 25,9 Prozent. Auch für Österreich insgesamt stieg der Indikator um 1,2 Prozentpunkte auf 14,1 Prozent. Der Fundamentalpreisindikator setzt sich aus den Teilindikatoren reale Immobilienpreise, Leistbarkeit, Immobilienpreise zu Mieten, Wohnimmobilienpreise zu Baukosten, Kredittragfähigkeit, Wohninvestitionen zu BIP und Zinsrisiko zusammen.

Die Nationalbank und TU Wien erheben die Preise für Eigentumswohnungen, gebrauchte und neue Eigentumswohnungen in Österreich seit dem Jahr 2000. Seitdem haben sich gebrauchte Eigentumswohnungen in Wien im Schnitt um 170 Prozent verteuert, neue Wohnungen um 113 Prozent. Außerhalb von Wien sind Einfamilienhäuser durchschnittlich um 68 Prozent teurer geworden und gebrauchte Eigentumswohnungen um 121 Prozent. Vor allem die Flucht in sichere Finanzanlagen seit der Wirtschafts- und Eurokrise sowie die Niedrigzinsphase haben die Investments in Immobilien angekurbelt und die Preise in die Höhe schnellen lassen.

Experten haben für Österreich bisher noch keine große Immobilienblase diagnostiziert, sehen aber langsam möglicherweise eine Überhitzung. Die Immobilienpreise sind in den letzten zehn Jahren stark gestiegen, sind im europaweiten Vergleich aber auf relativ niedrigem Niveau, so die Argumentation vor allem aus der Immobilienwirtschaft. Die Nationalbank sieht die Entwicklung schon etwas kritischer. "In einer längerfristigen Perspektive - in den letzten fünf bis sieben Jahren - weicht die Preisentwicklung bei Wohnimmobilien - insbesondere in Wien - in immer stärkerem Ausmaß von der Entwicklung der im Fundamentalpreisindikator enthaltenen Faktoren ab und deutet auf eine zunehmende Überhitzung des Wohnimmobilienmarktes hin", schrieben die Nationalbank-Ökonomen zuletzt im Mai.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) schlägt hingegen schon Alarm. Das Risiko einer spekulativen Übertreibung in Deutschland liege bei 92 Prozent, hieß es in einer im August veröffentlichten Studie. Die DIW-Ökonomen orten eine "explosive Preisentwicklung", die sich von den Immobilienerträgen entkoppelt habe. Bis Ende des Jahres werde sich die Lage aber etwas entspannen und das Risiko auf 84 Prozent abnehmen.

Angesichts der aktuellen EZB-Entscheidung, die negativen Zinsen für Einlagen von Geschäftsbanken bei den Zentralbanken von 0,4 auf 0,5 Prozent zu erhöhen, rechnet der heimische Immobilienmakler und -verwalter EHL "mit einem leichten weiteren Preisauftrieb" in allen Marktsegmenten. "Immobilienkäufer haben auf absehbare Zeit kaum mit einem größeren Zinsänderungsrisiko zu rechnen", so der geschäftsführende Gesellschafter der EHL Investment Consulting, Franz Pöltl, am Freitag in einer Aussendung.