Eine Impfung könnte vorbeugend gegen das Coronavirus schützen. Eine entsprechende Entwicklung und Zulassung dauert aber.

APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand / Karl-Josef Hildenbrand

Impfstoffe: BioNTech/Pfizer-Vakzine stellt Logistik vor Mammutaufgabe

Am (heutigen) Mittwoch will die Europäische Kommission den Liefervertrag mit dem deutschen Impfstoffentwickler BioNTech und dessen US-Partner Pfizer über bis zu 300 Millionen Dosen des möglicherweise ersten Impfstoffs gegen das Coronavirus festzurren.

Die größte Herausforderung bei der Verteilung ist allerdings, dass der Impfstoff bei einer Temperatur von minus 70 Grad Celsius transportiert werden muss und nicht lange im Kühlschrank gelagert werden kann. BioNTech und Pfizer hatten am Montag positive Ergebnisse in der entscheidenden Studie mit ihrem Corona-Impfstoff verkündet. Demnach bot die Impfung einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor Covid-19. Es war der weltweit erste Erfolg bei einer Studie der letzten Phase, die für die Zulassung entscheidend ist und an der Tausende Probanden teilnehmen. BioNTech und Pfizer erwarten, noch in diesem Jahr weltweit bis zu 50 Millionen Impfstoffdosen herzustellen, 2021 dann bis zu 1,3 Milliarden Dosen.

Impfstoff wird bei minus 70 Grad verschifft

"Wir werden den Impfstoff bei minus 70 Grad verschiffen, er wird dann in zentralen Sites bei minus 70 gelagert, und wenn er dann zur Anwendung kommt, kann er dann fünf Tage im Kühlschrank gehalten werden oder bei Kühlschranktemperatur transportiert werden", erläuterte BioNTech-Chef Ugur Sahin im Reuters-Interview. "Mit dieser Logistik werden wir die ersten drei Monate arbeiten und wir sind auch zuversichtlich, dass das in Zusammenarbeit mit den Behörden und den Krankenhäusern sehr gut funktionieren wird."

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Es werde weiter daran geforscht, bei welcher Temperatur der Impfstoff wie lange haltbar bleibe. Weitere Erkenntnisse würden im Dezember erwartet. "Und wenn die Daten uns zeigen, dass man den Impfstoff dann länger als fünf Tage, zwei Wochen vielleicht, im Kühlschrank halten kann, erleichtert das das Ganze noch einmal."

Wie Pfizer am Dienstag mitteilte, ist für die Lagerung von Impfdosen bereits ein besonderer Thermo-Koffer entwickelt worden. Darin könnten sie dank Trockeneis bis zu zehn Tage bei einer Temperatur von etwa minus 75 Grad Celsius gelagert werden. In den Impfzentren könnten nach Angaben des Pharmakonzerns kleine, tragbare Ultra-Niedrig-Temperatur-Gefrierschränke angeschafft werden, die die Haltbarkeit auf bis zu sechs Monate verlängern könnten, hieß es. Nach heutigem Stand könne der potenzielle Impfstoff, sobald er den Ort des Impfens erreicht hat, nicht länger als fünf Tage bei zwei bis acht Grad gelagert werden.

Kühlkette "herausfordernd"

Experten sehen darin die größte Aufgabe für die Logistik: "Die Kühlkette ist einer der herausforderndsten Aspekte bei der Lieferung dieses Impfstoffs", sagte Amesh Adalja vom Johns Hopkins Center for Health Security. "Das wird eine Herausforderung in allen Belangen, weil Krankenhäuser auch in großen Städten nicht die Lagerungskapazitäten für einen Impfstoff bei diesen ultra-niedrigen Temperaturen haben."

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Eine wichtige Rolle als Umschlagplatz für Corona-Impfstoffe weltweit wird auch der Frankfurter Flughafen spielen. Der Betreiber Fraport, die Lufthansa und andere Airlines sowie Abfertiger haben zur Vorbereitung schon im März eine Arbeitsgruppe gegründet, wie eine Fraport-Sprecherin erklärte. Fraport selbst verfügt über 20 Thermotransporter für temperaturempfindliche Pharmaprodukte.

Beim Schweizer Logistikkonzern Kühne+Nagel steht in Europa eine Flotte von 200 klimatisierten Anhängern für den Transport von Medikamenten und pharmazeutischen Produkten sowie Kühlkammern zur Verfügung. "Wir konnten bereits erste Verträge im Zusammenhang mit der Covid-19-Impfstoffproduktion abschließen", erklärte ein Sprecher.